Eine Landkarte von Marco Polo

Was wusste Marco Polo von Amerika? Zunächst einmal würde man sagen: nichts. Er hat 200 Jahre vor Christoph Columbus gelebt, da lag die Neue Welt außerhalb des Vorstellungsvermögens der Alten Welt. Aber Polo war (wahrscheinlich) in China, und dort gab es die Sage von Fusang, einem Land jenseits des Ozeans.

Nun spekuliert ein amerikanischer Forscher, Benjamin B. Olshin, in seinem für Ende Oktober angekündigten Buch «The Mysteries of the Marco Polo Maps» darüber, ob auf einer Zeichnung, das Polo zugeschrieben wird, der Küstenverlauf von Alaska skizziert ist. Darüber berichtet das renommierte Smithsonian Institute in seiner Online-Ausgabe (abgerufen am 24.9.2014).

Die Skizze gehört zu einem Konvolut von 14 Pergamenten, die ein italienischer Emigrant und angeblicher Nachfahre Polos in den 1930er Jahren an die Kongressbibliothek in Washington verkauft hat und die seitdem weitgehend unbeachtet geblieben sind. Olshin ist aber sehr vorsichtig. Die Authentizität der Karte ist nicht bestätigt, das einzige gesicherte Radiocarbon-Datum deutet daraufhin, dass es sich höchstens um eine Kopie des 15. Oder 16. Jahrhunderts handelt. Aber auch da war Alaska noch nicht entdeckt. Das gelang der Expedition von Vitus Bering erst im Jahr 1741.

So viel Zurückhaltung ist lobenswert. Man hat leider immer wieder den Eindruck, dass gerade amerikanischen Wissenschaftler medienwirksame Neuigkeiten gerne mit Getöse raushauen, vermutlich, weil das ihre Geldgeber und solche, die es werden könnten, beeindrucken soll. Von den Pseudowissenschaftlern ganz zu schweigen, die mit halbgaren Sensationen auf sich aufmerksam machen wollen. Die können jetzt schon mal damit anfangen, wieder neue obskure Ideen zu entwickeln. Wahrscheinlich kannte Columbus das geheime Skizzenbuch von Marco Polo.

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