Kurz und lesenswert

DownloadAndré Skora, Armin Rößler, Frank Hebben (Hrsg.): Tiefraumphasen. Begida-Verlag Mühlheim an der Ruhr. Taschenbuch. 264 Seiten. 13,50 Euro. ISBN-13: 978-3957770066.

Früher war ich ein Romanleser und konnte Kurzgeschichte wenig abgewinnen. Aber das hat sich mittlerweile grundlegend geändert, vor allem dank der vielen guten Anthologien mit deutschen SF-Kurzgeschichten, die in den letzten Jahren erschienen sind. Eine solche ist »Tiefraumphasen« aus dem Begida-Verlag mit 13 Ausflügen in die Trostlosigkeit, die uns im Weltraum erwartet.

Diese Zukunft ist keine Gegend, in der man gerne leben möchte. Sie ist schmutzig, hart, korrupt, tödlich. Die Menschen motzen ihre Körper mit allerhand Implantaten vom künstlichen Kehlkopf bis zum Ringvibrator in der Vagina auf, kennen aber nur Ziel: den Tag zu überleben. Hoffnungen haben sie keine, von Visionen ganz zu schweigen. Besser wird’s nicht. 13 Mal gibt es in diesem Geschichten für die Protagonisten nichts zu lachen. Sie drehen durch und wissen nicht einmal, ob sie es selbst sind oder jemand anders. Da bleibt oft nur die Flucht: In Jakob Schmidts »Extremophile Morphologie« können sich die Menschen in neue Körper transferieren lassen, aber am Ende reicht es nur für ein Dasein als Eisen schürfende Krabbe auf dem Merkur, und ob die digitale Seelenübertragung des New Vatican in »Ein Schiff wird kommen« von Andreas Winterer nicht einfach nur Beschiss ist, steht im wahrsten Sinne des Wortes in den Sternen.

Das hört sich alles ziemlich deprimierend an, aber es liest sich gut. Die literarische Qualität von »Tiefraumphasen« ist hoch, man kann immer wieder nur darüber staunen, wie viele gute deutschsprachige SF-Schriftsteller es gibt.

Mitgeschrieben haben: Torsten Exter, Christian Günther, Peter Hohmann, Jan-Tobias Kitzel, Sven Klöpping, Karsten Kruschel, Thorsten Küper, Niklas Peinecke, Armin Rößler, Jakob Schmidt, Karla Schmidt, Eva Strasser und Andreas Winterer.

Bereichert werden die 13 Storys in »Tiefraumphasen« durch Illustrationen von 14 Künstlern. Das Vorwort hat Michael K. Iwoleit geschrieben.

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