NEO 105: Perry Rhodan kratzt sich am Kinn

Das Cover von NEO 105 / © Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt
Das Cover von NEO 105 / © Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Mit Band 105 ist Halbzeit in der »Methans«-Staffel bei Perry Rhodan NEO1. Der Roman »Erleuchter des Himmels« von Susan Schwartz hat meine Erwartungen erfüllt. Das ist nicht unbedingt ein Lob.

In #105 wird ein spezielles Raumschiff, ein nachgebauter Maakh-Raumer, in den Einsatz gegen die aggressiven Wasserstoffatmer geschickt. Als das Schiff in einen anderen Sonnensystem aus dem Bündler, einem Riesentransmitter, kommt, sieht man sich einer riesigen Flotte der Maakh gegenüber. Im zweiten Erzählstrang geht es wie gewohnt mit Eric Leyden & Co. in der geheimnisvollen Jupiter-Pyramide weiter.

Susan Schwartz war zwischen 1993 und 2003 Stammautorin der Perry-Rhodan-Serie und verfasste fast 80 Romane für die Erstauflage. Schon damals haben ihre Romane nicht gerade vom Hocker gerissen, aber da war sie nicht allein. Sie gehört also der älteren Schreibergeneration an, und das merkt man. Während junge Autoren wie Kai Hirdt und Rainer Schorm sich bei NEO mit flotter, handlungsorientierter Schreibe präsentieren, geht es in »Erleuchter des Himmels« doch etwas behäbiger zu.

Da werden die Vorbereitungen eines Einsatzes geschildert, und es wechseln sich kurze, angestaubte Dialoge wie

»Wie viele Anzüge haben wir zur Verfügung?«
»Ingesamt fünfzig, Sir. Sie werden jeweils vor dem Einsatz gründlich gewartet und geprüft. Ich nehme an, Nemesso und Ihre Fachleute sind längst dabei.«

mit langen Beschreibungen, Rückblenden und Erläuterungen ab. Es wird viel in Besprechungsräumen gesessen und geredet, und wenn mal jemand was tut, dann knetet, reibt oder stützt sich auf das Kinn (fünfmal) oder runzelt die Stirn, legt sie in Falten oder tupft sie ab (sage und schreibe 16 Mal, toll, die Suchfunktion in meinem Kindle). Selbst ein Spionageeinsatz auf einer lebensfeindlichen Maakh-Welt hat nicht mehr Pepp als ein Betriebsausflug der Klempnerinnung.

Richtige und gut beschriebene Action gibt’s nur auf dem Jupiter. Aber dieser Strang ist weiterhin Space Quest oder Commander Keen (die einzigen Computerspiele, die ich jemals gespielt habe) in Worten: Es gibt verborgene Fallen, versteckte Türen, lebensnotwendige Codes, plötzlich auftauchende Gegner, in die Irre führende Gänge und so weiter, aber am Ende wissen Leyden & Co. genauso wenig wie die Leser, was das soll und worum’s eigentlich geht. Auffällig ist, dass Erich Leyden von Susan Schwartz bei Weitem nicht so überdreht, unsozial und emphatielos dargestellt wird wie von den jungen Autoren in den Bänden zuvor. Offenbar konnte sie mit so einem Charakter nichts anfangen. Weil mir das auch so geht, ist das ein Punkt für die Autorin.

Meine Hoffnung, dass wir endlich mal etwas über den geheimnisvollen Aloren Tuire Sitareh (über den auch mehrfach erwähnt wird, dass er eine Tätowierung auf der Stirn hat) erfahren, hat sich nicht erfüllt. Der tritt hier noch weniger in Erscheinung als sonst.

Also, ich freue mich schon auf den nächsten NEO von Kai Hirdt, der in knapp einer Woche erscheint. Enttäusch‘ mich nicht.


1 Wer es nicht weiß: Perry Rhodan NEO ist eine neue Version der Science-Fiction-Heftromanserie Perry Rhodan, die seit 1961 wöchentlich im Pabel-Moewig-Verlag erscheint.

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