William Faulkner reißt eine Lücke (RüN 03)

girl-1125318_1280
Bild: Greyerbaby

Einmal in der Woche blogge ich über mein aktuelles Schreibprojekt mit dem Kürzel RüN.

In der vergangenen Woche hatte ich über das Problem geschrieben, dass manchmal eine Geschichte in einem frühen Stadium eine unerwartete Dynamik entwickelt und die Handlung sich in eine Richtung bewegt, die ich als Autor nicht vorgesehen habe. Im Fall meines aktuellen Projekts RüN habe ich das Problem inzwischen mit Faulkners Methode gelöst. Denn der amerikanische Schriftsteller und Nobelpreisträger von 1949 hatte einst empfohlen: Kill your darlings.

Er wollte damit die Warnung aussprechen, dass man sich als Autor davor hüten solle, etwas zu schreiben, das für einen selbst eine besondere Bedeutung hat, aber dem Leser eventuell unverständlich ist oder gar stören könnte.

Mein Darling in RüN ist/war ein besonderer Schauplatz. Er drängte sich zunächst auf, weil

  1. das für die handlungsrelevante Lösung eines Problems nötige seltene Knowhow dort vorhanden sein könnte,
  2. er in gewisser Weise exotisch ist und
  3. ich mich dort etwas auskenne.

Der Ort hat aber auch einen großen Nachteil: Dort halten sich viele, viele intelligente Leute auf, die nicht nur dieselben Fragen wie meine Protagonistin (ja, es handelt sich um eine Frau) stellen würden, sondern auch schon längst eine Antwort gefunden hätten, wenn es eine gibt. Es wäre völlig unglaubwürdig, wenn ausgerechnet sie dort als Neuankömmling auf Anhieb einen Durchbruch erzielen würde.

Also wird der Schauplatz gestrichen.

Das stellt mich allerdings vor ein neues Problem: Ich muss diese Lücke mit etwas anderem schließen. Das wäre für die Punkte 2 und 3 der Liste kein Problem, aber ich brauche immer noch einen Ort, der die Kriterien von Punkt 1 erfüllt.

Die Entscheidung, auf diesen Schauplatz zu verzichten, führt auch dazu, dass ein tschechischer Sprachwissenschaftler um seine Existenz fürchten muss. Er war als Mittler vorgesehen und sollte mit der Protagonistin einen Flirt (oder mehr) anfangen. Das ist jetzt hinfällig. Ich werde ihn vorerst in Tiefschlaf versetzen, und vielleicht muss er auch noch umschulen, bevor er wieder mitmachen kann.

Den nächsten Blogpost zu diesem Thema werde ich erst in drei Wochen schreiben. Ich mache Urlaub. Dann werde ich zwar weiter an der Geschichte arbeiten, aber nicht bloggen. Habe ich mir jedenfals vorgenommen.

Alle bisher veröffentlichten Beiträge aus meiner Schreibstube zu RüN sind hier gesammelt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert