Die »Molche« kommen wieder

Die Neuausgabe von »Der Krieg mit den Molchen« am Buchmesse-Stand der Büchergilde.

Manchmal muss man weit reisen, um nahe Liegendes zu erfahren. So ging es mir beim Besuch der Frankfurter Buchmesse am vergangenen Sonntag (23. Oktober). Am Stand der Büchergilde fiel mein Blick auf ein Buch, dessen Titel mich elektrisierte: »Der Krieg mit den Molchen« von Karel Čapek. Wie, es gibt eine Neuausgabe dieses satirischen Werkes des tschechischen Schriftstellers von 1936? Klar, ich hätte nur einmal durch das neue »Magazin« der Büchergilde blättern müssen, das seit Ende September/Anfang Oktober bei uns zu Hause rumliegt.

Das Buchhandelsplakat zur Neuauflage.

»Der Krieg mit den Molchen« ist ein grandioses Buch, das ich bereits in diesem Post besprochen habe. Der Prager Čapek erzählt darin, wie ein tschechischer Kapitän in der Südsee eine unbekannte Art von Riesenmolchen entdeckt, die wegen ihrer Geschicklichkeit und schnellen Auffassungsgabe als billige Arbeiter angeheuert werden. Irgendwann pochen die äußerst intelligenten Molche, die sich mit Hilfe der Menschen auf der ganzen Welt verbreitet haben, auf ihre Selbständigkeit. Weil die Menschen das nicht akzeptieren, kommt es zum Krieg.

Das Buch ist aber nicht nur wegen seiner zeitlosen Gesellschaftskritik und Čapeks sprachlicher Brillianz etwas Besonderes. Der Tscheche hatte sein Werk mit zahlreichen fiktiven Zeitungsartikeln und Dokumenten angereichert, die entsprechend grafisch umgesetzt wurden, und ist von daher schon ein Hingucker. Davon kann man sich zum Beispiel in der Taschenbuchausgabe von 1985 aus der legendären »Bibliothek der Science Fiction Literatur« des Heyne-Verlags, der so genannten Weißen Reihe, überzeugen, die sicher viele SF-Leser zu Hause haben.

Was mir bisher entgangen war: Es gibt auch eine illustrierte deutsche Ausgabe, die 1987 im Aufbau-Verlag in der DDR erschien, zwei Jahre vor deren Ende. Der Grafiker Hans Ticha hatte dazu die farbigen Illustrationen geliefert. Für den Druck dieses Buches wurde ein enormer technischer Aufwand betrieben, mit acht Druckfarben und zahlreichen Sonderschriften in Bleisatz. Bereits 1989 gab es davon eine Lizenzausgabe bei der Büchergilde. Die jetzige Neuauflage der Büchergilde ist allerdings mit normalen Mitteln entstanden.

Das Buch sollte in keiner gut sortierten SF-Sammlung fehlen.

  • Die Büchergilde, 1924 gegründet, ist ein genossenschaftlich organisierter Verlag. Er gibt inhaltlich anspruchsvolle und hochwertige Lizenzausgaben von Medien aller Art heraus.

Weiterführende Links

  • Interview  mit Illustrator Hans Ticha
  • Das Magazin der Büchergilde für das vierte Quartal. Der Beitrag zu den »Molchen« steht auf den Seiten 46 bis 49.
  • Karel Čapek

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