T. C. Boyle und die wahren Terranauten

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Zweimal die Terranauten: 1980 und 2017.

T. C. Boyle, einer der bekanntesten amerikanischen Schriftsteller der Gegenwart, hat ein neues Buch geschrieben bzw. sein Buch »The Terranauts« ist jetzt auf Deutsch als »Die Terranauten« erschienen. Als ich davon im Oktober vergangenen Jahres das erste Mal auf der Buchmesse in Frankfurt in Form eines Prospekts erfuhr, kam bei mir reflexartig Widerspruch auf (oder wie man das nennen will): »Die Terranauten« sind doch eine deutsche Science-Fiction-Serie irgendwann aus den späten 70er.

Jetzt wurde ich daran erinnert, denn in der jüngsten Ausgabe von »Druckfrisch« (ARD, 24.1.2017) plauderte Kritiker Denis Scheck mit dem amerikanischen Autor. Bei 1:01 Minuten in dem Beitrag, den man sich in der Mediathek (hier) anschauen kann, sagt Boyle: »Ich habe den Ausdruck erfunden.« (I have invented the term). Widerspruch!

Ich habe T. C. Boyle per Twitter auf die deutschen »Terranauten« hingewiesen – und eine Antwort bekommen:

boyle

Fand ich schon bemerkenswert – nicht nur, dass Boyle umgehend geantwortet hat, sondern das sein deutscher Verlag Bedenken hatte.

Kommen wir kurz zu den Terranauten von Boyle. Das ist der Klappentext (ich habe das Buch noch nicht gelesen; wer weiß, wann ich dazu komme): In einem geschlossenen Ökosystem in Arizona unternehmen Wissenschaftler in den neunziger Jahren den Versuch, das Leben nachzubilden. Zwei Jahre lang darf keiner der acht Bewohner die Glaskuppel von »Ecosphere 2« verlassen. Egal, was passiert. Touristen drängen sich um das Megaterrarium, Fernsehteams filmen, als sei es eine Reality-Show.

Science-Fiction ist das nicht. Die deutsche Serie, die von Thomas R. P. Mielke und Rolf W. Liersch Ende der 1970er Jahre für den Bastei-Verlag als Konkurrenz zur Perry-Rhodan-Serie konzipiert wurde, könnte man dagegen als ökologische, sozialkritische SF bezeichnen. Zwischen 1979 und 1981 erschienen 99 Heftromane und zwischen 1981 bis 1987 weitere 17 Taschenbücher. Zu den Autoren, die unter Pseudonym schrieben, gehörten Andreas Brandhorst (als Andreas Weiler), Ronald M. Hahn alias Conrad C. Steiner und Rainer Zubeil, der als Robert Quint bei den »Terranauten« mitmischte und später als Thomas Ziegler bei Perry-Rhodan.

Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals auch nur ein Heft der »Terranauten« gelesen habe. Das lag vielleicht daran, dass ich Ende der 70er gerade bei Perry Rhodan eine längere Pause eingelegt hatte und Heftromane nur mit spitzen Fingern anfasste.

T. C. Boyle ist demnächst (ab 13. Februar 2017) auf Lesereise in Deutschland (Termine).

Die Terranauten-Fanseite (seit Jahren nicht aktualisiert)

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