Eine Chronologie der Entdeckung und Eroberung Amerikas

Eine Chronologie

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Einer nicht gesicherten Überlieferung nach tritt der irische Mönch Brendan in einem Fischerboot eine abenteuerliche Seereise an, die im 9. Jahrhundert in der Navigatio Sancti Brendani abbatis aufgezeichnet wird. Auf seiner Reise nach Westen könnte er Neufundland oder sogar südlicher gelegene Gebiete der amerikanischen Küste erreicht haben, glauben einige Forscher.
985
Der Wikinger Bjarne Herjolfsson sichtet als erster Europäer die Neue Welt. Auf der Fahrt von Island nach Grönland hat ihn ein Sturm vermutlich an die Küste von Labrador verschlagen. Nach zwei Tagen segelt er zurück gen Osten, ohne an Land gegangen zu sein.
992
Auf den Spuren Herjolfssons erreicht Leif Eirikson mit 35 Mann die Neue Welt. An der Nordküste Neufundlands, in Vinland, schlagen sie ein Winterlager auf.
um 1000
Die Wikinger ziehen sich nach erfolglosen Niederlassungsversuchen aus der Neuen Welt zurück. Gelegentliche Besuche, um den Holzbedarf auf Grönland zu decken, sind bis Mitte des 14. Jahrhunderts wahrscheinlich. Um diese Zeit könnten bretonische Fischer bereits die fischreichen Gewässer vor der kanadischen Küste entdeckt haben.
1451
Christoph Columbus wird in Genua geboren.
1473
Eine dänisch-portugiesische Expedition erkundet Grönland und erreicht möglicherweise die amerikanische Küste in Labrador.
1487
Bartolemëu Diaz umsegelt das Kap der Guten Hoffnung, die Südspitze Afrikas, und öffnet Portugal den Seeweg nach Indien.
1492
Am 3. August bricht Christoph Columbus mit drei Schiffen – „Santa Maria“, „Niña“ und „Pinta“ – vom spanischen Hafen Palos nach Westen auf. Nach einem vierwöchigen Zwischenaufenthalt auf den Kanarischen Inseln erreicht die kleine Flotte am 12. Oktober die kleine Bahamas-Insel
Guanahani. Bis Mitte Januar 1493 durchkreuzt Columbus mit seinen Schiffen die karibische Inselwelt. Im März trifft Columbus wieder in Spanien ein – ohne die „Santa Maria“, die am Weihnachtstag auf einem Riff strandet und aufgegeben werden muß. Im selben Jahr fertig Martin Behaim seinen „Erdapfel“. Der älteste erhaltene Globus zeigt noch die Welt vor Columbus, ohne Amerika, aber dafür noch mit zahlreichen Phantasie-Inseln im Atlantik.
1493
Am 25. September bricht Columbus von Cadiz zur zweiten Amerika-Fahrt auf. Im Dezember gründet er auf der Insel Hispaniola an der Nordküste der heutigen Dominikanischen Republik die erste Stadt in der neuen Welt: Isabela.
1494
Von erfarung aller land – so heißt ein Abschnitt des in Basel erscheinenden Narrenschyff von Sebastian Brant. Es ist die erste intellektuelle Reaktion auf die neuen Entdeckungen. Dort heißt es:

Ouch hatt man sydt inn Portigal
Und inn hispanyen uberall
Goltinseln funden und nacket lüt
Von den man vor wust sagen nüt

Papst Alexander VI. teilt die Welt in eine spanische und eine portugiesische Sphäre auf (Vertrag von Tordesillas). Die Demarkationslinie verläuft eher zufällig durch den südamerikanischen Kontinent und macht den östlichen Teil dadurch zu portugiesischem Einflußgebiet.

1496
Bartolomäus Columbus gründet am 4. August Santo Domingo. Die Hauptstadt der Dominikanischen Republik ist heute die älteste bestehende europäische Stadt auf amerikanischen Boden.
1497
Der italienische Seefahrer in englischen Diensten, Giovanni Caboto alias John Cabot, ist der erste Europäer nach den Wikingern, der Nordamerika erreicht.
1498
Vasco da Gama erreicht auf dem Seeweg um Afrika den indischen Subkontinent. Columbus geht im Mai auf seine dritte Reise und kommt in Höhe der Orinoco-Mündung an die südamerikanische Küste.
1499
Amerigo Vespucci, ein italienischer Kaufmann, bereist die Küste Südamerikas. Durch seinen 1503 veröffentlichten und in viele Sprachen übersetzten Bericht wird die neue Welt in Europa erst richtig bekannt. Der Kartograph Martin Waldseemüller hält Vespucci für den Entdecker und macht aus Amerigo Amerika.
1500
Auf einer Fahrt nach Indien erreicht der portugiesische Seefahrer Pedro Alvarez Cabral die Küste Brasiliens und nimmt das Land für Portugal in Besitz. Als eigentlicher Entdecker gilt Vespucci, der vermutlich schon 1499 nach Brasilien kam. Auch Vincente Yañez Pinzón, Begleiter Columbus‘ auf der ersten Reise, soll noch vor Cabral dort gewesen sein.
1502
Auf seiner vierten und letzten Reise betritt Columbus am 25. September im heutigen Costa Rica den Boden Mittelamerikas.
1506
Christoph Columbus stirbt am 20. Mai in Valladolid.
1513
Der Isthmus von Panama wird überwunden. Vasco Nuñez de Balbao sieht am 25. September als erster Europäer den Pazifik.
1519
Ferñao de Magalhães findet im Auftrag des spanischen Königs die südliche Durchfahrt zum stillen Ozean und bereitet den Weg für die erste Weltumseglung, die 1521 von einem Schiff seiner Flotte vollendet wird.
1521
Hernan Cortez erobert das Reich der Azteken in Mexico. Montezuma II., der letzte souveräne Azteken-Herrscher, wird von den Spaniern ermordet.
1531
Franzisco Pizarro erobert Peru und zerschlägt das Inka-Reich. Er läßt den letzten Herrscher, Atahualpa, umbringen.
1533
Der Dominikaner Bartolome de Las Casas schreibt seinen 1552 veröffentlichten „Kurzgefaßten Bericht über die Verwüstung der Westindischen Länder“, in dem er den Völkermord an den Indianern anprangert. Nach modernen Schätzungen sind im ersten Jahrhundert der spanischen Herrschaft in Amerika bis zu 70 Millionen Menschen umgekommen.
1537
Papst Paul III. erklärt die Indianer zu veros homines, zu wahren Menschen.