Genua und Columbus
ein kleiner Stadtrundgang
Genua in Norditalien gilt als die Geburtsstadt von Christoph Columbus (italienisch: Cristoforo Colombo). Dort soll er 1451 auf die Welt gekommen sein und die ersten rund 20 Jahre gelebt haben. In vielfacher Form wird daran erinnert: Es gibt das Haus, in der Columbus angeblich seine Jugend verbrachte, mehrere Statuen, in den Museen zahlreiche Gemälde, Original-Briefe, Hotels und Restaurants, die seinen Namen tragen usw.
Casa di Colombo
In einem kleinen, von Efeu zugewucherten Haus unterhalb des mittelalterlichen Stadttors Porta Soprana soll Christoph Columbus groß geworden sein. Domenico Colombo, ein Wollweber, hatte es im Jahr 1455 vom Kloster San Stefano erworben. Die Casa di Colombo ist vor etlichen Jahren mit Geld aus Amerika restauriert worden. Im Inneren steht eine Marmorbüste des Entdeckers aus dem 19. Jahrhundert sowie eine Kunstharz-Nachbildung einer Schiffsglocke, die angeblich einst auf der »Santa Maria« die erste Reise nach Amerika mitgemacht hatte und zurückblieb, als das Schiff auf eine Sandbank lief und aufgegeben werden musste.
In der Kirche San Stefano, oberhalb der Via XX Settembre, steht ein altes Taufbecken. Dort könnte Columbus getauft worden sein. Sein Geburtshaus, das nicht mehr existiert, soll in einer Straße ganz in der Nähe der Kirche gestanden haben.
Eines der bedeutendsten frühen Werke über die Entdeckung und Eroberung Amerikas wird im Kameliter-Konvent Sant‘ Anna aufbewahrt: Der (letzte erhaltene?) Originaldruck des Buches »Die Entdeckung der Neuen Welt« von Theodor de Bry aus dem Jahr 1594.
Denkmal an der Piazza Acquaverde
Auf der Piazza Acquaverde am westlichen Ende der Via Balbi hat die Stadt Genua für ihren Sohn ein großes Marmordenkmal aufgestellt. Einige hundert Meter weiter, in dem einst für den Schiffslinienverkehr mit Amerika gebauten Bahnhof Stazione Marittima, erinnert ein weiteres Denkmal an den Entdecker. Es stammt aus den 1930er Jahren.
Oberhalb der Piazza Acquaverde liegt das Ende des 19. Jahrhunderts erbaute Castello D’Albertis. In einem kleinen Pavillon mit Blick auf den Hafen steht eine Statue, die den jungen Columbus zeigt. Der Schlossherr, ein wahrer Verehrer von Columbus, hat außerdem eine Sonnenuhr angebracht, an der man die Zeit in Genua und auf der Bahamas-Insel Guanahaní, der ersten von Columbus entdeckten Insel, ablesen kann. Von dort hat Capitano d’Albertis auch einen Stein mitgebracht, der unterhalb der Sonnenuhr befestigt ist (wobei gar nicht bekannt ist, welche Insel mit Guanahaní gemeint ist).
Einige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt liegt Genuas internationaler Flugplatz, natürlich benannt nach dem Entdecker. Auf dem Parkplatz vor dem Empfangsgebäude steht ein modernes, 1989 von Gino Gianetti geschaffenes Bronzedenkmal für Columbus und die Entdeckung Amerikas.
Unweit des Columbus-Hauses an der Piazza Dante hat ein Versicherungsunternehmen an der Fassade seines Sitzes ein Relief angebracht, das Columbus, der auf der Hand eines Riesen steht, und die drei Schiffe seiner ersten Flotte zeigt.
Gemälde
Columbus hat immer wieder genuesische Maler und auswärtige Maler, die in Genua weilten, inspiriert. Das älteste Gemälde, das heute im Schifffahrtsmuseum »Padiglione del Mare« zu bewundern ist, stammt aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und wird Ridolfi di Domenico zugeschrieben. Ein weiteres Columbus-Porträt aus dem 16. Jahrhundert, das aber möglicherweise seinen Sohn Diego zeigt, hängt im Palazzo Bianco in der Via Garibaldi.
Die Kapelle des Palazzo Ducale, dem Sitz des Dogen, schmückt ein Wandgemälde mit dem Titel »Colombo pianta la Croce nel Nuovo Mondo« von Giovan Battista Carlone (1592-1667). Es zeigt die Landung von Columbus auf Guanahaní.
Die Nationalgalerie im Palazzo Spinola beherbergt zwei Silberpokale und einen Silberteller mit szenischen Darstellungen zu Columbus. Einer der Pokale zeigt die Niederwerfung des Aufstands von Francisco Porras durch Columbus.
Im Palazzo Orsini hängt das bekannte Gemälde von Nicolò Barabino, das Columbus vor der königlichen Kommission in Salamanca zeigt, wo er seine Pläne für die Ozeanüberquerung darlegen musste.
Im Palazzo Tursi, dem Sitz der Stadtverwaltung, hängen im alten Ratssaal, der Sala del Vecchio Consiglio, an gegenüberliegenden Wänden Mosaiken von Columbus und Marco Polo. Die Kunstwerke sind ein Geschenk der Stadt Venedig an die alte Rivalin Genua aus dem 19. Jahrhundert. Außerdem gibt es ein Deckengemälde aus dem Jahr 1892 von Francesco Gandolfi, das den Empfang des Entdeckers nach seiner Rückkehr durch das spanische Königspaar zeigt.
Die Schalterhalle der Banca d’Italia ziert ein Zyklus von Gemälden aus der genuesischen Geschichte. Eines dieser großformatigen Gemälde (3,35 x 1,95 Meter) von Giovanni Capranesi aus dem frühen 20. Jahrhundert ist den Seefahrern gewidmet. Neben Columbus als zentraler Figur sind darauf die Brüder Vivaldi, Lanzerotto Malocello, Nicoloso da Recco, Giovanni Caboto, Leon Pancaldo, Luca Tarigo Usodimare, Antonio da Noli, Sebastiano Caboto, Paolo Cneturione und Benedetto Scotto abgebildet.
Fresken
Für den Hauptraum des 1611 erbauten heutigen Palazzo Belimbau hat Lazzaro Tavarone in den Jahren zwischen 1627 und 1629 ein imposantes Deckenfresko mit dem Titel »Il ritorno di Colombo« geschaffen. Der zentrale Teil, der die Begrüßung von Columbus nach seiner Rückkehr aus Amerika durch das spanische Herrscherpaar zeigt, ist leider beschädigt.
Komplett mit Fresken geschmückt ist die Außenseite des Palazzo di San Giorgio. Sie stammen ebenfalls von Tavarone und zeigen bedeutende genuesische Seefahrer, darunter natürlich Columbus. Das Gebäude war früher Sitz der Banco di San Giorgio, mit der Columbus möglicherweise geschäftliche Verbindungen hatte.
Weitere Fresken, die Columbus zeigen, gibt es in der Universität von Genua und in der Kirche San Pietro des Vorortes Quinto.
Dokumente
Bedeutende Dokumente, zum Teil aus der Hand des Entdeckers, werden in Genua aufbewahrt. Im Archivio di Stato findet man vor allem Urkunden, die sich auf die Verwandtschaft von Columbus in Genua beziehen. Die Stadt Genua ist im Besitz einiger Original-Briefe und des berühmten Buchs der Privilegien, die neben dem Ridolfi-Porträt im Padiglione del Mare, dem neuen Schifffahrtsmuseum von Genua, zu bestaunen sind.
Straßen und Plätze
Die Via Colombo ist eine schmale Einkaufsstraße, die parallel zur prächtigen Via XX Settembre verläuft. Sie wird durch die Piazza Colombo geteilt. Südöstlich der Straße liegt die Piazza della Vittoria, auf der im Frühjahr blühende Blumen die drei Karavellen der ersten Amerika-Reise nachbilden. Der Tunnel Galleria Colombo ist die östliche Verlängerung der Piazza Dante und führt in die moderneren Stadtteile von Genua.
Und sonst
Außerdem gibt es in Genua mehrere Hotels und Restaurant, die mit ihren Namen an den Entdecker Amerikas erinnern.