Erdogan schreibt die Geschichte um

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Das ist wirklich schon lächerlich: Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan hat in einer Fernsehsendung behauptet, nicht Columbus habe Amerika entdeckt, sondern Muslime im 12. Jahrhundert. Er beruft sich dabei auf die angebliche Erwähnung einer Moschee in Columbus‘ Bordbuch. Das berichten verschiedene Medien (Die Welt,  ABC.es, Yahoo News). Diese Behauptung ist nicht neu und wird durch Wiederholung nicht besser.

Es geht um eine Passage vom 29. Oktober 1492, als Columbus die kubanische Küste entlangsegelt. Dort steht Folgendes:

    • »Una de ellas [montañas] tiene encima otro montecillo a manera de una hermosa mezquita.« (El Histador,  leider ohne genaue Quellenangabe)
    • »Einer von diesen [Bergen] hat an seiner Spitze ein Felsengebilde, das einer zierlichen Moschee gleicht.« (Übersetzung von Dr. Anton Zahorsky, Rascher-Verlag Zürich, 1941; Link zur Online-Version des Bordbuchs)
  • »Einer von ihnen [den Bergen] trägt auf seiner Spitze noch einen weiteren kleinen Berg wie eine schöne Moschee.« (Übersetzung von Roland Erb, Reclam-Verlag Leipzig 1980/1992)

Bei dem Berg handelt es sich wahrscheinlich um den Teta de Bariay, auch Loma del Cucurucho genannt. Er ist von der Bucht von Bariay im Südosten von Kuba aus zu sehen (auf dieser Seite gibt es eine Abbildung).

Nehmen wir an, Columbus hätte tatsächlich eine Moschee gesichtet. Dann wäre er schnurstracks dorthin aufgebrochen, denn sein Ziel war es ja, den Herrscher von China, den Großen Khan, zu finden. Er hatte sogar einen Arabisch-Dolmetscher dabei, weil er davon ausging, dass dies am ehesten die Sprache sein würde, die die Menschen im fernen Osten verstehen. Aber Columbus fuhr einfach weiter und ist auch nie wieder zur Bahia de Bariay zurückgekehrt.

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