Eine neue Sicht der Dinge

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Design aus Spanien: die aktuelle Fassung

Ich bekomme eine neue Brille, genauer, neue Gläser, weil sich die Sehstärke geändert hat. Das erste Mal hat es eine Verbesserung gegeben, statt dass ich immer kurzsichtiger werde. Wenn das so weitergeht, komme ich eines Tages wieder ohne Brille aus. Aber so alt kann ich gar nicht werden.

Als ich die erste Brille bekam, war ich zehn oder elf Jahre alt. Meine Kurzsichtigkeit fiel zuerst in der Schule auf. Ich wurde von der letzten in die erste Reihe versetzt, damit ich besser lesen konnte, was an der Tafel stand. Das älteste Foto, das es von mir mit Brille gibt, ist ein Passbild aus dem Jahr 1969, aufgenommen von Foto Sander in Westerstede. Den Laden in der Peterstraße gibt es immer noch, die Brille ist (vermutlich) nach ein paar Jahren in den Müll gewandert.

Das Kassengestell

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Meine erste Brille – August 1969

Die Brille war ein sogenanntes Kassengestell. Das heißt, sie wurde komplett von der Krankenkasse bezahlt. Das heißt aber auch, dass sie aus einfachem Material war und äußerlich nicht viel hermachte. Design war etwas anderes. Aber sei’s drum, wer schlechte Augen hat, sollte sich in erster Linie um die Gläser Gedanken machen. So halte ich es jedenfalls.

Trotzdem, man ist ja doch eitel, und so setzt man sich immer wieder mal was Neues auf die Nase. Ich weiß nicht, wie viele Brillenmodelle ich im Laufe der Jahrzehnte schon hatte. Es war irgendwie alles dabei, klobige wie schlanke, große wie kleine, bunte wie schlichte. Als ich 17, 18 war, waren Gläser in, die sich abhängig vom Licht selbst abdunkelten. Habe ich natürlich auch gehabt, wenn ich mich richtig erinnere, in einer leicht bläulichen Tönung. Bei vielen Modellen der Vergangenheit frage ich mich heute, was mir daran wohl gefallen hat. Aber das nennt man wohl Zeitgeist.

Meine aktuelle Brille, ein spanisches Modell, trage ich jetzt seit fünf Jahren, und ich werde sie bis zum nächsten »Update« behalten. Hoffentlich hält sie solange.

Dicke Gläser

Eines der großen Probleme, die es bei der Gestellauswahl gibt, ist die Dicke der Gläser. Meine Kurzsichtigkeit hat im Laufe der Jahre stark zugenommen, die Gläser waren entsprechend dick. Früher gab es die sehr dünnen Kunststoffgläser nicht. Modische, randlose Brillen kamen nicht infrage, auch besonders große Brillen waren tabu.

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20 Jahre später, die unvermeidliche Nickelbrille (die nicht aus Nickel war) – August 1989

Zur Kurzsichtigkeit kam irgendwann die Altersweitsichtigkeit hinzu. Seither trage ich eine Gleitsichtbrille. Das ist eine tolle Sache. Auch dabei muss man mit Einschränkungen bei der Gestellauswahl leben. Wenn die Fassung zu klein sind, ist auch der Bereich, in dem man nah oder fern scharf sehen kann, klein. Je kleiner das Sichtfeld ist, umso mehr muss man sich konzentrieren. Das strengt an.

Nein zur Kontaktlinse

Früher wurde ich gelegentlich beim Optiker gefragt, ob ich nicht Kontaktlinsen tragen wollte. Eine Zeit lang war Brille ziemlich out, wurde von vielen als gut sichtbares Merkmal für eine Behinderung gesehen. Heute fragt niemand mehr, denn die Brille ist zu einem Modeaccessoire geworden, und es soll viele Leute geben, die eine tragen, obwohl sie keine brauchen.

Meine Antwort auf die Kontaktlinsenfrage lautet übrigens: nein. Die Vorstellung, dass ich mir jeden Tag ein-, zweimal direkt aufs Auge fasse, lässt mich erschaudern.

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