Exodus 37 Hrsg. Von René Moreau, Olaf Kemmler und Fabian Tomaschek. Ausgabe 1/2018, 108 S., zahlreiche Abbildungen, 13,90 Euro ISSN 1860-675X |
Die jüngste, 37. Ausgabe des Science-Fiction-Magazins Exodus bietet wieder einen Haufen lesenswerter Kurzgeschichten deutschsprachiger Autoren (sowie eine Übersetzung). Auffällig: Es handelt sich fast ausschließlich um gestandene Autoren älteren Jahrgangs (bis auf zwei sind alle über 50), darunter Altmeister ihres Fachs wie das Ehepaar Angela und Karl-Heinz Steinmüller, Rolf Krohn und Erik Simon. Die beiden Jüngsten – Dirk Alt und Daniel Habern – sind Jahrgang 1982. Ist das ein Zeichen dafür, dass es um den SF-Nachwuchs und seine Leistungen schlecht bestellt ist?
Ich habe Exodus 37, nachdem das Heft wochenlang neben meinem bevorzugten Leseplatz gelegen hat, mehr oder weniger in einem Rutsch durchgelesen, und es hat mich gut unterhalten. Beeindruckt haben mich aus ganz unterschiedlichen Gründen zwei Geschichten:
»Die Läuterung« von Dirk Alt (mit 23 Seiten die längste Story): Der aufsässige Jugendliche Diedrich Holdling lebt in einem totalitären Staat, in dem Gewohnheitsverbrecher »radiert« werden. Er bekommt die Gelegenheit, sich in einem Umerziehungslager der Staatsjugend für die Reintegration in die Gesellschaft zu bewähren. Dirk Alt gelingt es meiner Ansicht nach eindringlich, das Seelenleben der jungen Manns rüberzubringen, man kann als Leser regelrecht mitfühlen. Um nicht zu spoilern, will ich den Ausgang der Geschichte nicht verraten, auch wenn ich dort den einzigen gravierenden Kritikpunkt ansetzen muss: Es fehlt die kritische Distanz des Autors zu seinem Protagonisten und dessen Verhalten. Man könnte meinen, dass der Autor die Entscheidung seiner Figur gutheißt. Das wiederum fände ich bedenklich.
»Schneefall« von Arno Behrend: Die Geschichte wird aus der Perspektive einer Künstlichen Intelligenz, die sich Sue nennt, erzählt. Sue bekommt gerade »Nachwuchs«, den sie Dunja nennt. Tatsächlich handelt es sich bei Sue, Dunja und all den anderen KIs um die Software von Plattformen, die um die Venus kreisen und dort für die Bewohner der Erde Vorarbeiten fürs Terraforming des Planeten betreiben. Diese KIs erkennen, dass sie letztendlich für das Projekt geopfert werden sollen.
Von Dämonen und Weihnachtsmännern
Von den übrigen neun Storys will ich drei wegen ihrer humoristischen Art erwähnen: In »Check out« von Thoms Kolbe geraten wir Leser in ein Hotel, das einen Gast verlegt hat. Ein nette, bösartige Geschichte. Schadenfreunde kommt in »Das Zeichen« von Erik Simon auf, wenn ein Dämon denjenigen, der ihn herbeigerufen hat, austrickst. Und schließlich sorgt in der Geschichte des Ukrainers Maksym Shapiro ein von zwei naiven Außerirdischen entführtes acht Jahre altes Mädchen mit ihrer Erzählung vom »Weihnachtsmann« dafür, dass Aliens künftig einen großen Bogen um die Erde machen.
Weitere Geschichten steuerten Daniel Habern, Rolf Krohn, H. D. Klein, Lothar Nietsch, die Steinmüllers und Jan Gardemann bei. Außer den Storys enthält Exodus 37 einen Text, in dem sich Dirk Alt mit SF in drei Literaturzeitschriften befasst, drei Gedichte und drei Comics bzw. Karikaturen sowie einen Nachruf auf Christian Weis, der im vergangenen Jahr an Krebs gestorben ist und zahlreiche Geschichten zu Exodus beigesteuert hat.
Grafik-»Galerie« von Mario Franke
Wie immer besticht Exodus durch seine zahlreichen Innenillustrationen und die große, farbige »Galerie« in der Heftmitte. Dieses Mal werden Werke von Mario Franke, dem Grafiker des SF-Freundeskreises Leipzig, präsentiert. Selbstverständlich ist auch das Titelbild »Wolkenmeer« von ihm.
Infos und Bezugsmöglichkeiten: www.exodusmagazin.de
Wie läuft das denn bei Exodus? Kann da jeder Geschichten einreichen oder werden die Autorinnen und Autoren von den Herausgebern angesprochen?
Beides, so viel ich weiß.
Dann ist es wirklich sonderbar, dass es kaum neue Leute gibt.
Vielleicht stimmte die Qualität einfach nicht.