Wo liegt Ostfriesland?

Über die geografische Lage von Ostfriesland herrscht oft Unklarheit. Das liegt an der verwirrenden Namensvielfalt. Hier wird sie erklärt.

Karte Ostfriesland Friesland
Viele Landstriche an der Nordsee tragen »Friesland« in ihrem Namen. Die Karte weist auf sie hin. Ostfriesland liegt sozusagen mitten drin. Nicht gekennzeichnet sind die Ortsnamen, die mit Friesland zu tun haben.

Die erfolgreiche Serie »Friesland« und die Verfilmung der »Ostfriesen…«-Krimis von Klaus-Peter Wolf (beide zur besten Sendezeit im ZDF zu sehen) haben ein breites Fernsehpublikum auf Ostfriesland und seine vielfältige Landschaft am Meer aufmerksam gemacht. Viele Zuschauer fragen sich deshalb: Wo liegt eigentlich dieses Ostfriesland? Einheimische und die zahlreichen Urlauber, die die Inseln und die Küste jedes Jahr besuchen, mögen sich über diese Frage wundern. Vermutungen über die geografische Lage dieser reizvollen Region wie »in Schleswig-Holstein« oder »an der Ostsee« sind bei Auswärtigen eher die Regel als die Ausnahme, ist meine Erfahrung. Im Grunde ist die Antwort ganz einfach, aber eine Reihe ähnlicher Namen sorgt für Verwirrung.

Ostfriesland liegt im äußersten Nordwesten von Niedersachsen an der Nordseeküste. Im Westen grenzt es an die Niederlande. Zu Ostfriesland gehören die Landkreise Aurich, Leer und Wittmund, die kreisfreie Stadt Emden sowie sechs der sieben bewohnten Ostfriesischen Inseln: Baltrum, Borkum, Juist, Langeoog, Norderney und Spiekeroog.

Das ist das Gebiet der ehemaligen Grafschaft Ostfriesland, die 1744 nach dem Tod des letzten Grafen Carl Edzard Provinz des Königreichs Preußen wurde. Anschließend gehörte Ostfriesland zeitweise zu Frankreich (1806 bis 1815), zum Königreich Hannover (bis 1866) und wieder zu Preußen (bis 1945). Ostfriesland ist etwa 3415 Quadratkilometer groß. Dort lebt knapp eine halbe Million Menschen. Viele von ihnen sprechen Niederdeutsch (Plattdeutsch).

Ein Name für mehrere Gebiete

Jedoch werden die Begriffe Friesland und friesisch mehrfach für unterschiedliche Gebiete und Zwecke sowie in unterschiedlichen Schreibweisen verwendet.

Hier zur Klarheit die (hoffentlich) vollständige (alfabetisch sortierte) Übersicht:

  • Historisch gesehen ist Friesland das ehemalige Siedlungsgebiet der Friesen, einer germanischen Bevölkerungsgruppe. Es reichte etwa von der Mündung des Rheins bis zur Ems. Östlich davon siedelten die Chauken. Die Friesen (»Frisii«) waren bereits den Römern vor 2000 Jahren bekannt. Von römischen Autoren wie Tacitus oder Plinius stammen die ersten schriftlichen Erwähnungen und ie Einteilung in verschiedene Bevölkerungsgruppen.
  • Friesland  ist außerdem
    • der Name einer niederländischen Provinz (Fryslân auf Friesisch) mit der Hauptstadt Leeuwarden bzw. friesisch Ljouwert (Europäische Kulturhauptstadt 2018);
    • der Name eines Landkreises im heutigen Niedersachsen (seit 1939; Kreisstadt ist Jever, das KFZ-Kennzeichen FRI), der an den ostfriesischen Landkreis Wittmund grenzt, aber nicht zu Ostfriesland gehört, sondern historisch zum ehemaligen Großherzogtum bzw. Freistaat Oldenburg.
    • heißt ein Stadtteil von Emden, der Anfang des 20. Jahrhunderts als Siedlung für Werftarbeiter angelegt wurde. Emden ist die größte Stadt in Ostfriesland.
    • ist eine Ortschaft im US-Bundesstaat Wisconsin mit etwa 350 Einwohnern. Sie trägt den Namen seit 1910. Dort hatten sich im 19. Jahrhundert zahlreiche Einwanderer aus der niederländischen Provinz Friesland niedergelassen.
  • Die Colonia Friesland liegt in Paraguay. Sie wurde 1937 von Mennoniten, einer protestantischen Glaubensgemeinschaft mit Wurzeln in den Niederlanden und in Ostfriesland, gegründet, die aus der Sowjetunion geflüchtet waren. Heute leben dort etwa 600 Menschen überwiegend von der Landwirtschaft.
  • Fri(e)sland ist der Name einer sogenannten Phantom-Insel im nördlichen Atlantik, die erstmals im 16. Jahrhundert auf einer Karte auftauchte.
  • Friesische Wehde ist die Bezeichnung für eine Landschaft und eine frühere Gemeinde im Landkreis Friesland.
  • Nordfriesland ist das Küstengebiet nördlich des Flusses Eider bis zur Insel Sylt sowie der Name des dort gelegenen Landkreises in Schleswig-Holstein (Kreisstadt Husum, KFZ-Kennzeichen NF). Zu Nordfriesland gehören die Nordfriesischen Inseln sowie die Insel Helgoland. Das Gebiet wurde im 9. Jahrhundert von eingewanderten Friesen besiedelt.
  • Als Nordfriesische Inseln wird eine Gruppe von Inseln bezeichnet, die der Nordsee-Küste von Schleswig-Holstein vorgelagert ist. Sylt ist die nördlichste und größte dieser Inseln. Im Unterschied zu den Ostfriesischen Inseln, die sich vor etwa 2000 Jahren aus Sandbänken entwickelt haben, handelt es sich bei den Nordfriesischen Inseln um ehemaliges Festland, das im Mittelalter durch mehrere schwere Sturmfluten umgestaltet wurde. Der Weststrand von Sylt ist Teil der ehemaligen Küstenlinie.
  • In der Provinz Friesland (Fryslân) wurde 2019 durch den Zusammenschluss dreier Gemeinden die neue Gemeinde Noardeast-Fryslân, auf Deutsch also Nordostfriesland, gegründet. Sie liegt an der Nordsee südlich der Inseln Ameland und Schiermonnikoog und grenzt an die Provinz Groningen.
Das Wappen des Fürstentums Ostfriesland
  • Ostfriesische Halbinsel ist der geografische Name für das Gebiet zwischen der Emsmündung im Westen und dem Jadebusen im Osten. Ein Teil dieses Gebietes gehört historisch und politisch zum eigentlichen Ostfriesland, der östliche Teil zu Oldenburg. Außerhalb der Region werden die Begriffe Ostfriesische Halbinsel und Ostfriesland häufig synonym verwendet.
  • Als Ostfriesische Inseln (mit großem O) bezeichnen Geografen eine der niedersächsischen Nordseeküste vorgelagerte Inselkette aus sieben bewohnten und drei unbewohnten Düneninseln. Acht davon gehören zu Ostfriesland; sie sind gemeint, wenn von den ostfriesischen Inseln (mit kleinem o) die Rede ist.  Wangerooge, die östlichste Insel, ist oldenburgisch und gehört politisch zum Landkreis Friesland. Die beiden unbewohnten ostfriesischen Inseln heißen Lüttje Hörn und Memmert; das Inselchen Minsener Oog liegt östlich von Wangerooge. Die unbewohnten Inseln dürfen aus Naturschutzgründen nicht betreten werden.
  • Ostfriesland ist, wie gesagt, ein Landstrich im Nordwesten von Niedersachsen.
  • Gelegentlich liest man den Begriff Ost-Friesland. Das ist eine inoffizielle Bezeichnung, die verwendet wird, wenn Ostfriesland mit dem benachbarten Kreis Friesland und der kreisfreien Stadt Wilhelmshaven sowie dem oldenburgischen Landkreis Ammerland zusammen gemeint ist. Meistens geht es dann um gebietsübergreifende Zusammenarbeit etwa in der Wirtschaft, im öffentlichen Personennahverkehr und vor allem im Fremdenverkehr.
Wappen von Fryslân (ndl. Provinz Friesland)
Das Wappen von Fryslân (ndl. Provinz Friesland)
  • West-Friesland ist der offizielle Name einer Region in der niederländischen Provinz Noord-Holland; in Deutschland wird mit Westfriesland allerdings die Provinz Friesland (Fryslân) bezeichnet, die aber nicht an Ostfriesland grenzt (dazwischen liegt die Provinz Groningen, die im 16. Jahrhundert kurzzeitig vom ostfriesischen Grafen Edzard I. annektiert worden war).
  • Die Westfriesischen Inseln westlich von Borkum gehören zur selben Inselkette wie die Ostfriesischen Inseln. Politisch zählen die Inseln zu den drei niederländischen Provinzen Groningen, Friesland und Noord-Holland. In den Niederlanden werden sie Waddeneilanden (Watteninseln) genannt.
  • Den Ortsnamen Friesenheim gib es dreimal in Deutschland und einmal in Frankreich. Alle vier Ortschaften liegen am oder nahe am Oberrhein und sind vermutlich während der fränkischen Landnahme im achten Jahrhundert entstanden. Der Ortsname leitet sich vermutlich von dem männlichen Vornamen Fris(c)o ab und hat mit Ostfriesland nichts zu tun.

Wer wissen will, wie man nach Ostfriesland kommt, kann sich hier schlau machen

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