Angeben mit 19 Ländern

Wo ich schon alles war. Karten von  www.amcharts.com

Das Internet bietet uns viele unnütze Dienste an. Zum Beispiel Tools, mit denen man feststellen kann, in welchem Zeitalter man am liebsten leben würde oder welcher Adelsnamen am besten zu einem passt. Ich lasse normalerweise die Finger davon. Aber in diesem Fall hat’s mir in denselben gejuckt: eine Landkarte, auf denen ich die Länder markieren kann, in denen ich schon mal war.

Das Ergebnis ist nicht wirklich beeindruckend. Es sind 19 Länder, das letzte ist Mexiko – 15 in Europa, drei in Amerika und eines in Afrika. Länder, die ich nur überflogen habe (Irland, Grönland, Kuba, die Bahamas) zählen nicht, oder? Wer hat mehr zu bieten?

Das setzt Erinnerungen frei.

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Bei diesem Tool können auch Kartenausschnitte herangezoomt werden.

Ich habe Europa herausgezoomt und stelle fest, dass ich in Mitteleuropa schon überall gewesen bin (bis auf Liechtenstein, aber das ist so klein, dass es auf der Karte nicht dargestellt wird). Im Westen fehlen Irland und Portugal. Nordeuropa (bis auf Dänemark) ist ebenso ein »weißer« Fleck auf meiner persönlichen Landkarte wie der Osten.

Was die Karte natürlich nicht zeigt ist, wie oft ich schon irgendwo gewesen bin, und auch nicht, was der Reiseanlass war. Allerdings könnte ich das in den meisten Fällen auch gar nicht mehr sagen. In Andorra war ich einmal während eines Urlaubs in Südfrankreich. Spanien war fast 40 Jahre lang ein Abendessen im Grenzort Portbou während desselben Urlaubs Anfang 1977. 2015 war ich in Andalusien.

Mit einem Fuß hinterm »eisernen Vorhang«

Belgien kenne ich nur von der Durchfahrt auf dem Weg nach England oder Frankreich, in Dänemark und Tschechien war ich je einmal über Silvester/Neujahr. Nein, stimmt nicht ganz: Als ich Ende der 1960er Jahre mit meinen Eltern in den Ferien im Bayrischen Wald war, haben wir einen Ausflug gemacht, der uns unter anderem nach Bayrisch Eisenstein führte. Dort ging die Grenze zur damaligen CSSR mitten durch den Bahnhof und war mit einer Eisenkette markiert. Ich habe, wie alle anderen Mitreisenden, einen Fuß auf die andere Seite des »eisernen Vorhangs« gesetzt und stand damit auf tschechischem Boden. Für einen Zehnjährigen war das ein Erlebnis.

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Grenzpfahl an der Neiße in Bad Muskau

Kann sein, dass das mein erster körperlicher Kontakt mit dem Ausland war. Allenfalls kommt ein kurzer Aufenthalt in den Niederlande in Frage. Meine Oma hat in Gronau an der deutsch-niederländischen Grenze gewohnt. Ich erinnere mich an ein Foto, dass mich als Kleinkind mit Vater oder Mutter am Grenzübergang zeigt. Aber ob wir jemals drüben waren – keine Ahnung.

Wenn man in Grenznähe lebt, sind Auslandsaufenthalte nichts Besonderes. Von dort,  wo ich in Ostfriesland wohne, sind es knapp 20 Kilometer Luftlinie bis zur niederländischen Grenze. Man ist schnell in Groningen (75 Kilometer). In dem guten Jahr, als ich in Offenburg gelebt habe, war ich ein paar Mal in Strasbourg (30 Kilometer). Da fuhr man schon mal abends zum Essen hin. Die Schweiz (130 Kilometer bis Basel) war von Offenburg aus allerdings für einen Tagesausflug zu weit weg, die hatte ich auch schon 1968 während eines Bodensee-Aufenthalts mit meinen Eltern betreten. Ebenfalls dank Grenznähe (anderthalb Jahre in Trier) war ich ein paar Mal in Luxemburg.

Österreich ist das erste Ausland, in dem ich mich länger aufgehalten habe, 1971 im Urlaub mit den Eltern in Zell am See. An den See erinnere ich mich nicht, nur an einen Berg, den mein Bruder und ich besteigen wollten (was wir natürlich nicht geschafft haben).

Sieht man einmal von Deutschland ab, sind England, Frankreich und Italien die Länder, die ich am häufigsten besucht habe, und zwar so oft, dass ich mit dem Zählen durcheinander kommen würde. Bei Italien wäre es noch am einfachsten, weil ich dort immer nur Urlaub gemacht habe, aber wahrscheinlich würde ich beim Aufzählen irgendeinen vergessen.

Italien fängt früh morgens an

Immerhin weiß ich noch, wann und wo ich das erste Mal italienischen Boden berührt habe. Es war sehr früh morgens an einem regnerischen Tag im September 1983 in Aosta. Ein niederländischer Trucker, der mich als Anhalter in Paris aufgegabelt hatte und mit einer Ladung Schweine auf dem Weg nach Neapel war, musste dort seine Zollformalitäten erledigen (tja, das war lange vor dem europäischen Binnenmarkt).  Die Zeit, bis die ersten Cafés aufmachten, habe ich im Schlafsack unter einer Brücke verdöst.

Das erste Mal in England? Im Oktober 1974, Klassenfahrt nach March (in der Nähe von Cambridge). Wir sind mit dem Zug von Halle/Westf. über Osnabrück und Rotterdam zur Fähre nach Hoek van Holland gefahren. Danach acht Stunden sehr schaukelnde Überfahrt mit der Fähre nach – tja, wohin? Ich musste auf die Karte sehen: Es war Harwich. Wo wir gerade bei Fähren sind: Mit der Fähre Bournemouth-Cherbourg bin ich 1978 das erste Mal nach Frankreich gekommen.

Die Beschäftigung mit der Landkarte setzt immer neue Erinnerungen frei. Gerade fällt mir ein, dass ich schon zweimal in Belgien (in Brügge und Oostende) übernachtet habe, beide Male auf dem Weg nach England (bzw. Wales). Darauf wäre ich spontan nicht gekommen.

Der Ordnung halber soll als letztes von mir besuchtes europäisches Land Polen erwähnt werden: ein Urlaub in Masuren (auf Polnisch Mazury) und ein paar Jahre später zwei, drei Grenzübertritte während eines Aufenthalts in Bad Muskau. In dem weltbekannten Fürst-Pückler-Park geht man einfach über eine Neiße-Brücke ins Nachbarland.

Bleibt am Ende nur die Antwort auf die Frage: Wohin soll es denn (in Europa) noch gehen? Ins Baltikum. Nordeuropa interessiert mich nicht so, allenfalls die Vulkane auf Island. Liechtenstein schaffe ich vielleicht dieses Jahr beim nächsten Bodensee-Urlaub.

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Von den vier Enden meiner Welt | Ein Update

Himmelsrichtungen waren immer von großer Bedeutung für die Menschen. Meine geografischen Endpunkte liegen in Schottland, Polen, den USA und Mexiko. Update: 18.8.24

Auf dem Highway 550 bei San Ysidro in Neumexiko liegt mein persönlicher westlichster Aufenthaltsort  (Bild: Google Streetview)

Die Himmelsrichtungen waren schon immer von großer Bedeutung für die Menschen: im Osten geht die Sonne auf, im Westen geht sie unter und im Süden erreicht sie ihren höchsten Stand (zumindest auf der Nordhalbkugel). Der Norden ist die Richtung, der man den Rücken zuwendet, wenn man nach Süden blickt. Beim Blick auf die digitale Weltkarte, auf der ich die von mir bereisten Orte markiert habe, fragte ich mich, welches wohl von meinem Wohnort in Ostfriesland aus gesehen der nördlichste, östlichste, südlichste und westlichste Punkt auf der Welt war, den ich besucht habe. Dieser Post ist eine aktualisierte Fassung eines Textes, den ich 2016 veröffentlicht habe.

Der Osten und der Norden waren einfach zu bestimmen: Giżycko, das früher Lötzen hieß und in Ostpreußen liegt, haben wir 1995 bei einem Polen-Urlaub besucht; ein netter, kleiner Ausflugsort am Jezioro Niegocin (Löwentinsee) mitten in der masurischen Seenplatte. Tatsächlich sind wir aber wohl weiter nach Osten gekommen, denn die Straße von Giżycko nach Węgorzewo (21° 45′ O) macht einen Schlenker und erreicht in der Ortschaft Pozezdrze (21° 52′ O) ihren östlichsten Punkt.

Lange war Henne Strand (55° 44′ Nord) an der dänischen Westküste der nördlichste Punkt meines Lebens. Wort habe ich mit ein paar Freunden den Jahreswechsel 1981/82 verbracht. Das änderte sich im Sommer 2024. Während eines Schottland-Aufenthalts habe ich Stirling Castle in der Nähe von Glasgow bzw. Edinburgh besucht. Die Koordinaten: 56° 7′.

In der Luft war ich aber sehr viel weiter im Norden. Auf meinem Flug nach und von Neumexiko (Teilnahme an der Paleoamerican Odyssey Conference 2013) führte die Route an der Südspitze Grönlands entlang. Die liegt bei ~60° Nord.

Ab in die Tropen

So sieht es am Autobahnkreuz 190/1850 östlich von Santo Domingo Tehuantepec aus.

Der südlichste Punkt, der für zehn Jahre mit (32° 47’ Nord) der Dallas/Fort Worth International Airport in Texas war, hat sich durch meine Mexiko-Reise 2023 um fast 16 Grad nach Süden in die Tropen verschoben. Er liegt jetzt bei 16° 20′ Nord in der Nähe von Santo Domingo Tehuantepec im Bundesstaat Oaxaxa, wo sich die mexikanischen Autobahnen 190 (die Panamerican) und 1850 kreuzen. Bis auf eine struppige Landschaft gibt es dort nichts zu sehen. Von dort sind es aber nur wenige Kilometer bis zum Pazifik, den ich später auf der Fahrt nur kurz aus der Ferne gesehen habe.

Der westlichste Punkt liegt in den USA, in Neumexiko. Da gab es zwei Kandidaten: Da ist der Jemez Pueblo, ein Indiandergebiet mit ein paar beeindruckenden Felsformationen, das ich auf einer kleinen Neumexiko-Rundfahrt durchquerte. Das Visitor Center, an dem ich ausgestiegen bin, um die gegenüberliegenden, im Licht der untergehenden Sonne rot leuchtenden Felsen zu fotografieren, liegt auf 106° 40′ westlicher Länge. Nur ein paar Bogensekunden weiter westlich ist das Petroglyph National Monument (106° 35′ 9’’ West). Das ist ein kleines Schutzgebiet mit Hunderten von prähistorischen Felszeichnungen am westlichen Stadtrand von Albuquerque. Dort hatte ich übrigens eine Begegnung mit einem Roadrunner. Tatsächlich aber ist der westlichste Punkt, an dem ich jemals gewesen bin, aber auf dem Highway 550 in San Ysidro (106° N 35′ 31“ W). Dort kommt man durch, wenn man von Jemez Pueblo aus über Bernadillo nach Santa Fe fährt, aber es lohnt nicht auszusteigen.

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Kannibalen und ein imaginärer Kontinent

Die französische Nationalbibliothek in Paris beherbergt zwei beeindruckende Globen. Sie waren ein Geschenk für den Sonnenkönig Ludwig XIV.

Vier Meter durchmessen die beiden Coronelli-Globen in der französischen Nationalbibliothek.

Es ist ein paar Wochen her, dass ich zuletzt in Paris war. Bei dieser Gelegenheit haben wir die französische Nationalbibliothek besucht, die Bibliothèque François-Mitterrand, benannt nach dem früheren Präsidenten. Das imposante Gebäude aus Beton, Stahl und Glas liegt am linken Ufer der Seine und fällt wegen seiner vier großen Türme in Form eines offenen Buches auf.

Die Bibliothek beherbergt nicht nur rund 15 Millionen Bücher aus vielen Jahrhunderten, sondern dort stehen auch zwei beeindruckende Globen. Diese Meisterwerke, ein Erd- und ein Himmelsglobus, stammen aus der Werkstatt von Vincenzo Coronelli (1650-1718) und waren ein Geschenk für Ludwig XIV, den Sonnenkönig. Beide Globen haben einen Durchmesser von fast vier Metern. Der Erdglobus zeigt die Ende des 17. Jahrhunderts bekannte Welt einschließlich Australien bzw. Neu-Holland, das von Europäern erst wenige Jahrzehnte zuvor entdeckt worden war. Die Antarktis ist als »Terra Magellanique Australe Inconnue« noch ein imaginärer Kontinent.1

Wie es damals üblich war, sind die Globen mit vielen Illustrationen und Erklärtexten versehen. Die Einwohner von »Bresil« werden beispielsweise als Kannibalen gezeigt. Zu sehen sind verschiedene Szenen, die zeigen, wie Menschen getötet, zerteilt und Leichenteile gegrillt werden. Auf dem Himmelsglobus sind die Sternzeichen als Lebewesen dargestellt.

Die Eingeborenen von »Bresil« werden als Kannibalen dargestellt.

Ein Besuch der Bibliothek lohnt sich allein wegen der Architektur und der Globen. Der Eintritt ist frei, nur für die Nutzung der Lesesäle muss man eine kleine Gebühr bezahlen.

  1. Die Antarktis wurde erst 1820 entdeckt. ↩︎

Wikipedia-Artikel über die Coronelli-Globen

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