Ich brauche ein Tier für meine Biografie

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Tierische Begegnung an der Terrassentür

Ich habe mir jetzt überlegt, einen Hund anzuschaffen. Oder wenigstens eine Katze. Vielleicht verkaufen sich dann meine vier Bücher besser. Wenn sich Autoren bei Facebook, auf ihrer Homepage oder im Klappentext ihres Buches vorstellen, lese ich dort immer wieder Sätze wie »Er lebt mit seiner Frau und Co-Autorin Heike, seinen Kindern und mehreren Hunden und Katzen am Niederrhein.« Er ist in diesem Fall der Fantasyautor Wolfgang Hohlbein.

Hohlbein ist kein Einzelfall. Ein Science-Fiction-Schriftsteller lebt »mit seiner Frau, drei Katzen und einem Rudel Hunde… im schönen Ammerland«, eine Krimiautorin mit »ihrem Lebensgefährten und ihrem Hund im Vordertaunus«, eine weitere »mit ihren Kindern, Pferden und einem Hund in Bad Harzburg« und eine Kinderbuchautorin »mit Mann, Sohn und Hund… in der Nähe von Kaiserslautern«. Dass eine Frau, die als Hundetrainerin arbeitet und darüber Bücher verfasst, auf ihre »drei Hunde, zwei Nova Scotia Duck Tolling Retriever und einer Parson Russel Terrier« hinweist, ist dagegen nicht so erstaunlich. Die Sätze sind alle echt und stammen von Internetseiten von Autoren.

Keiner schreibt: »Ich habe drei Hunde und eine Katze.« Man lebt oder wohnt mit ihnen. Die Viecher sind so wichtig wie Frau und Kinder. Selbstdarstellung mit erweiterter Familienidylle, das kommt an. Leute, die noch mit 35 bei ihrer Mutter wohnen oder als einsamer Nerd zwischen leeren Pizzaschachteln hausen, geben solche privaten Dinge nicht preis. Was nicht heißen soll, dass alle Autoren, die kein Haustier erwähnen, Soziopathen sind.

Das Gute ist ja, dass man nicht wirklich einen Hund oder eine Katze braucht. Es kommt ja niemand und überprüft die Behauptung. Du schreibst das einfach so hin, und schon hast du dein Image aufpoliert. Ich könnte auch noch ein Foto von den zwei, drei Katzen, die gelegentlich durch den Garten streifen, hochladen.

Garten ist auch gut, dass gibt bestimmt Pluspunkte in der Leserschaft. Ehrlich gesagt, darf ich in unserem Garten nicht einmal mehr den Rasen mähen, weil ich mal einen Satz ausgeblühter Narzissen rasiert habe. Woher soll ich wissen, dass die sich von selbst in den Boden zurückziehen müssen, um wieder Kraft fürs nächste Frühjahr zu haben?

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