Wenn man das Gedränge am letzten Tag der Frankfurter Buchmesse als Maßstab nimmt, muss man sich keine Sorgen um die Zukunft des Buchs machen. Okay, einige sind vielleicht nur gekommen, um Mutter Beimer live zu erleben, aber 99 Prozent der Besucher haben sich wahrscheinlich doch für die Bücher interessiert.
Auffällig waren die vielen Kinder und Jugendlichen. Offenbar ist die Buchmesse ein beliebter Ort für den sonntäglichen Familienausflug. Bestimmt musste kaum ein Kind genötigt werden, dorthin mitzukommen. Ich vermute, dass eher das Gegenteil der Fall war: Muttern wollte vor der Glotze abhängen und Vaddern auf den Fußballplatz, aber die Zehnjährige drängelte, weil auch ihre beste Freundin zur Messe fahren wollte.
Ich bin das erste Mal nach vielen, vielen Jahren wieder dort gewesen, ohne besonderen Grund, nur aus Lust auf Bücher, bestärkt aber vom selben Wunsch meiner Liebsten. Wir lesen beide viel beziehungsweise würden das tun, wenn wir bloß immer die Zeit dazu hätten. Der Besuch war irgendwie mal fällig.
Vom Grüfello und der Zonen-Gabi
Wir haben uns einfach treiben lassen, haben hier und dort mal geschaut, in Büchern geblättert, Notizen gemacht. Ich hatte mir eine Liste mit Verlagen gemacht, die ich abklappern wollte. Aber es gab am Wegesrand auch sonst viel zu entdecken, so dass der Plan bald Makulatur war: Da lächelt uns am Titanic-Stand eine glückliche Zonen-Gabi entgegen, wir treffen auf den Grüfello, die Schlümpfe, Mutter Beimer und ganz viele Bücher, mit denen man nicht rechnen konnte.
Als Science-Fiction-Fan hätte ich mir viel Literatur dieser Art gewünscht, aber für die kleinen Verlage, die dieses Genre hegen und pflegen, ist der Messeaufenthalt wohl schlichtweg zu teuer. Außerdem erreichen sie ihr Publikum viel einfacher auf dem am Sonnabend in Dreieich unweit von Frankfurt stattfindenden BuCon, dem Buchmesse-Convent 🔗 der deutschen Phantastikszene (nächstes Jahr fahre ich dort hin).
Ab in die Tonne (ohne Tonne)
Zwischendurch haben wir Denis Scheck gelauscht, der auf der ARD-Bühne in typischer »Druckfrisch«-Manier Bücher gelobt oder in die Tonne gekloppt hat (nur ohne Tonne). So mancher bekam dabei sein Fett weg. Zum Beispiel Sebastian Fitzek, den Scheck mal wieder als langweilig und zu brutal kritisierte. Später kamen wir in Halle 3.0 an einer der langen Schlangen vorbei, die sich immer dann bilden, wenn ein Promi Bücher signiert. Da hing ein handgeschriebener Zettel: »Signierstunde Sebastian Fitzek. Ab hier ca. eine Stunde Wartezeit!!!« Denis Scheck kämpft vergebens.
Zum Abschluss sind wir bei den internationalen Verlagen gelandet. Das war trotz meist nicht ausreichender Sprachkenntnisse viel interessanter als gedacht und außerdem viel entspannter, weil es dort nicht annähernd so voll war wie in den »deutschen« Hallen.
Das Fazit? Die Buchmesse ist, zumindest am Sonntag, wenn die ausgestellten Bücher verkauft werden dürfen, ein gigantischer Buchladen mit Unterhaltungsprogramm. Man rennt sich Blasen an die Füße, wird von den Massen hin- und hergeschoben, leidet an Reizüberflutung, und wenn man um zwei Uhr im SB-Restaurant Metropol etwas essen möchte, gibt es zum Fleisch keine Beilagen mehr. Aber es hat Spaß gemacht. Nächstes Jahr fahren wir vielleicht nach Leipzig.