Phantastika – da fahre ich wieder hin

Damit fing es an: das Perry-Rhodan-Panel zur Eröffnung der Phantastika – mit (von links) Dietmar Schmidt, Uwe Anton, Hermann Ritter, Ralf Boldt, Uschi Zietsch alias Susan Schwartz und Bernd Robker alias Robert Corvus.

Die erste Phantastika, das »Festival der Phantastik« in Oberhausen, ist zu Ende. Zwei Tage lang war die Luise-Albertz-Halle in Oberhausen der quirlige Treffpunkt der deutschen Phantastik-Szene (oder zumindest eines Teils davon). Vielleicht sind die Hauptorganisatoren – Mike Hillenbrand und Jennifer Christina Michels vom Verlag in Farbe und Bunt – noch ganz berauscht von diesem Event, denn so eine Veranstaltung durchzuziehen, bringt den Hormonhaushalt auf Trab. Den Besuchern hat die Phantastika jedenfalls zwei interessante Tage beschert.

Ich war einer davon, einen Tag lang.

Es war die erste professionell durchgezogene Veranstaltung dieser Art, ein Phantastik-Con mit Schwerpunkt auf Literatur. Sonst werden solche Cons – wie der Buchmesse-Con in Dreieich, der Dortcon in Dortmund oder der Pentacon in Dresden, um nur einzige zu nennen – von Vereinen und ehrenamtlich organisiert. Die Frage war: Würde sich das bemerkbar machen?

Baumbart war auch da.

Nun, man konnte vorab die Eintrittskarte wie bei einem Konzert über einen Ticketservice buchen, auch Workshops mussten gebucht werden, waren aber kostenlos, und an den Eingangstüren standen in schwarze Anzüge gekleidete Sicherheitsleute, die in jede Tasche und jeden Rucksack schauten. Eigene Getränke mussten draußen bleiben, denn es gab im Gebäude ein professionelles Catering. Das war’s dann aber auch schon. Ach ja, und das Bier war etwas teurer als zuletzt beim Eurocon in Dortmund.

Panels, Lesungen, Händlerstände

Ansonsten war’s ein Con wie (fast) jeder anderer, mit Panels, Lesungen, Händlerständen, kostenlosen Autogrammen, nur größer und womöglich straffer organisiert. Und so stellte sich bei mir schnell das Con-Gefühl ein, zumal mir, wie eigentlich immer, als erster Axel Kruse, SF-Autor aus Kettwig, über den Weg lief.

So sehen erfolgreiche Fantasy-Autoren aus: Lesung mit Markus Heitz (links) und Kai Meyer.

Als reiner Science-Fiction-Leser hatte ich an das Programm nicht allzu große Erwartungen. Den SF-Teil bestritt zum größten Teil die mehrköpfige Perry-Rhodan-Autorencrew, sie war aber nicht das große Zugpferd. Einziger auch außerhalb der SF-Szene wirklich bekannter Autor war Andreas Brandhorst, Nummer 2 im Aufgebot Dirk van den Boom. Dagegen bot die Fantasy-Schiene mit Markus Heitz, Kai Meyer und Deutschlands Top-Autor des Genres, Wolfgang Hohlbein, gleich drei Hochkaräter auf. Fantasy ist eben momentan der heiße Scheiß. Auch bei den Händlern lag der Schwerpunkt eindeutig in diesem Bereich, ebenso abends bei der Verleihung des Deutschen Phantastik-Preises, der ohnehin nie sehr SF-lastig war. Immerhin wurde »Acapulco! Acapulco!« von Andreas Eschbach, erschienen im SF-Kurzgeschichtenmagazin »Exodus 35«, als beste Kurzgeschichte ausgezeichnet.

So habe ich mir auch nur zwei Programmpunkte »angetan«: eine launige Gesprächsrunde mit Andreas Brandhorst und Dirk van den Boom, zu dem Dirk das Erstlingswerk seines Gesprächspartners von 1978 («Die Unterirdischen«, unter dem Pseudonym Thomas Lockwood) mitgebracht hatte, und ein Perry-Rhodan-Panel zum Thema »Wie schreibt man eine Serie?«, weil es nur eine halbe Stunde dauerte.

Ein »Daily Perry« entsteht – und ich habe vergessen, bei Lars Bublitz einen Kaffeebecher zu kaufen.

Ein wenig Namedroping

Denn eigentlich geht man/gehe ich zu einem Con, um Leute zu treffen – alte Bekannte wie Axel Kruse oder Begedia-Verleger Harald Giersche, Internet-Bekanntschaften wie Martin Ingenhoven vom »Heftehaufen« oder »Daily Perry«-Zeichner Lars Bublitz, um ein wenig Namedroping zu betreiben -, um neue Kontakte zu knüpfen oder um zufällig mit Leuten ins Gespräch zu kommen. Am Ende fährt man dann mit jeder Menge Eindrücke und einer Tasche voller neuer Bücher und Flyer wieder nach Hause.

Die Phantastika war eine ganze Ecke bunter als »normale« Cons, denn der eine oder andere Cosplayer tauchte auf, man sah einen Baumenschen, seltsame Tiere, Stormtroopers und Klingonen, Bernd das Brot war da, es wurde gelesen, gespielt, gesungen, getanzt, gebastelt, es wurden Laserschwerter geschwungen und, und, und.

Im großen Saal Berlin verlor sich das Publikum beim Perry-Panel.

Fazit: Es war aus Sicht des Besuchers aus Ostfriesland eine gelungene Premiere, der Ausflug nach Oberhausen hat sich gelohnt. Zu kritisieren wäre, dass der Saal Berlin für normale Panels einfach zu groß war, da fühlten sich die Zuhörer verloren und die auf der Bühne schauten auf viele leere Stuhlreihen. Dass ich mir einen größeren SF-Anteil wünsche, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Aber damit lockt man keinen hinter dem Ofen hervor, ich weiß.

Der Termin für die nächste Phantastika wird sofort notiert. Ich würde hinfahren. Es ist nicht so weit weg für mich, und nachdem die Organisatoren des Dortcons kürzlich dessen Ende verkündet hatten, füllt die Phantastika eine (geografische) Lücke.


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