Kauf doch im Laden, nicht online

Ich wollte den örtlichen Einzelhandel unterstützen. Er hat mich nicht gelassen.

Bild von Evita Ochel auf Pixabay

Der stationäre Einzelhandel klagt darüber, dass ihm die Online-Konkurrenz das Leben schwer macht. Stimmt wahrscheinlich. Nur ist daran nicht der Online-Handel allein schuld, wie mein aktueller Fall zeigt.

Ich wollte mir ein bestimmtes Produkt zulegen (um was es genau geht, lasse ich offen, weil man sonst Rückschlüsse auf den betroffenen Händler ziehen könnte) und habe mich im Internet genau über Hersteller, Artikelbezeichnung und Ausführung schlau gemacht. Mit diesen Informationen einschließlich eines Fotos bin ich an einem Sonnabend zu dem örtlichen Händler, der diese Art von Produkten in großer Zahl führt, gegangen. Das Unternehmen besteht schon lange und hat in unserer Gegend einen guten Ruf. Tatsächlich hat es, zumindest was die Qualität der Waren und die Kompetenz des Personals angeht, so etwas wie ein Monopol in unser Stadt.

Der Chef des Hauses persönlich hat sich meiner angenommen, meine Wünsche notiert und sogar das Foto auf meinem Smartphone mit seinem abfotografiert. Gleich am Montag wolle er den Vertreter anrufen, sich wegen des Produkts erkundigen und mir dann Bescheid geben. Nichts ist passiert.

Eine Woche später, als ich wieder in der Stadt war, um Besorgungen zu machen, bin ich in den Laden und habe mich erkundigt, was mit meiner Bestellung sei. Die Verkäuferin hatte immerhin davon etwas gehört, konnte jedoch nichts Konkretes sagen. Aber der Chef würde bald kommen: „Wir rufen Sie an.“

Von wegen. Inzwischen sind weitere sechs Tage vergangen, und ich war heute Vormittag wieder in dem Laden. Das Resultat: keine Ware, keine Neuigkeiten. Ich habe die Bestellung storniert.

Wenn ich das Produkt gleich bei Amazon oder einem anderen Anbieter online bestellt hätte, wäre es längst da. Wahrscheinlich hätte ich sogar Geld gespart, denn ich hatte bei dem örtlichen Einzelhändler nicht einmal nach dem Preis gefragt. Ich war bereit, um der Sache (buy local) willen mehr zu zahlen.

Der Laden hat übrigens einen Internetauftritt, einen WordPress-Blog. Auf den allerersten Blick sieht er ganz modern aus. Wenn man nach unten scrollt, findet man dort nur einen Beitrag, der mehr als zwei Jahre alt ist: die Öffnungszeiten und die Anschrift, aber nicht einmal eine E-Mail-Adresse.

Nehmen Sie eins mehr! 

Bild: Congerdesign/pixabay

Mein Bäcker versucht, mich dazu zu nötigen, Lebensmittel wegzuschmeißen, indem er mir ein Brötchen und Geld schenkt. Wirklich. Es ist so: Wenn man bei besagtem Bäcker fünf gemischte Körnerbrötchen kauft, bekommt man sie für 2,95 Euro. Nimmt man weniger Brötchen, werden diese einzeln berechnet. Da sie unterschiedliche Einzelpreise haben und diese bis zu 20 Cent auseinanderliegen, kann es sogar vorkommen, dass vier Brötchen teurer sind als die fünf im Angebot.

Neulich betrug die Rechnung für vier Brötchen 3,04 Euro. Sagt die Verkäuferin: „Nehmen Sie noch eins mehr, dann zahlen Sie weniger.“ Ich bin darauf nicht eingegangen. Wenn ich fünf Brötchen hätte haben wollen, hätte ich sie gleich bestellt. Das nächste Mal probier‘ ich etwas aus. Ich verlange fünf Brötchen und sage der Verkäuferin: „Packen Sie nur vier ein. Ich schenke Ihnen eins.“

Vor 40 Jahren: Beginn meiner Karriere als Journalist

Der erste Artikel, für den ich Geld bekommen habe, erschien am 14.11.1978 im Westfalen-Blatt.

Mit einem Artikel über ein Rockfestival im Jugendzentrum Steinhagen (in der Nähe von Bielefeld) begann meine berufliche Karriere als Journalist. Er erschien am 14. November 1978 im WESTFALEN-BLATT, heute vor 40 Jahren.

An die Umstände, wie es dazu kam, dass ich freier Mitarbeiter der Zeitung wurde, kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich war damals in Halle/Westf. (wo jetzt Tennisweltsrars im Gerry-Weber-Stadion die Schläger schwingen, habe ich Fußball gespielt) im Jugendzentrum aktiv. Dadurch hatte ich Kontakt zur örtlichen Presse, dem WESTFALEN-BLATT und dem HALLER KREISBLATT, zu deren Verbreitungsgebiet Steinhagen gehörte. Beim WESTFALEN-BLATT habe ich ein Jahr später mein Volontariat (journalistische Ausbildung) begonnen.

An das Konzert habe ich nur eine konkrete Erinnerung: Mein Blitzgerät versagte, und ich musste mir ein Ersatzgerät von einem Bekannten aus Halle leihen, um ein Bild machen zu können. Auf dem Foto sind Heinz-Otto Gwiasda (Gitarre) und Christofer »Toffi« Mache (Bass) von der Real Ax Band zu sehen. Ob an dem Text viel redigiert wurde, bevor er in die Zeitung kam, weiß ich nicht mehr.

Aus dem Artikel geht hervor, dass an jenem Abend in der Schulaula in Steinhagen drei Bands auf der Bühne standen: Vision Quest, Real Ax Band und Madhouse. Über Vision Quest habe ich 40 Jahre später nichts mehr herausfinden können. Die funkig-rockige Real Ax Band war zu jener Zeit eine feste Größe in der alternativen Musikszene in Ostwestfalen, trat bei den legendäre »Umsonst & draußen«-Festivals 1976 und 1977 in Vlotho auf und machte auch deutschlandweit von sich reden. Erst in diesem Jahr ist ein Livealbum veröffentlicht worden, das 1978 im Quartier Latin in Berlin aufgenommen wurde.

Auf der Suche nach Infos über Madhouse bin ich auf einen Artikel der Huffingtonpost vom Juni 2018 gestoßen. Darin erzählt der aus Rumänien stammende Gitarrist Erlend Krauser, der in seinem Heimatland in der Band Phoenix spielte, von seiner Flucht aus Rumänien. Versteckt in einer Lautsprecherbox, aus denen die Lautsprecher ausgebaut worden waren, wurde er im Juni 1977 zusammen mit zwei anderen Bandmitgliedern über die Grenze ins benachbarte Jugoslawien geschmuggelt und kam nach Deutschland, nach Bramsche. Dort hat er ein Jahr später mit zwei anderen rumänischen Musikern Madhouse gegründet.

Irgendwann landete Erland Krauser im Orchester von James Last, dem er 25 Jahre lang angehörte. Er lebt in Hamburg und ist noch immer aktiv. Seine letzte CD »Last Discoveries« erschien vor einem Jahr mit Coverversionen von Lucio Dalla (»Caruso«), Willie Nelson (»Always On My Mind«) und anderen.  Ich habe also in Steinhagen den Anfang seiner Karriere in Deutschland miterlebt.

Dem Beruf bin ich treu geblieben. Seitdem habe ich über viele Dinge geschrieben, Hunderte von Artikeln, für mehrere Tageszeitungen und seit 30 Jahren für die Ostfriesen-Zeitung.