
Aus gegebenem Anlass – meine Lektüre von »Volksbücher und Heftromane« von Heinz J. Galle (meine Besprechung) – wollte ich wissen, wie viele Heftromanserien es derzeit auf dem deutschen Markt gibt. Das herauszufinden, ist nicht einfach. Denn es hängt entscheidend davon ab, wie man die Publikationsform »Heftroman« definiert.
Also, was ist ein Heftroman? Jeder, der schon mal einen »Perry Rhodan«, »Dr. Norden« oder »Jerry Cotton« in der Hand hatte, glaubt, die Antwort zu kennen: ein in kurzen Abständen regelmäßig erscheinendes, geheftetes Druckerzeugnis im Format von ca. 15,5 x 22,5 Zentimetern mit belletristischem Inhalt, das über den Zeitschriftenhandel vertrieben wird. Das ist sozusagen der Klassiker.
Aber was ist mit den üblicherweise gebundenen und nicht gehefteten Sammelbänden, in denen mehrere Einzelromane zusammengefasst werden? Was unterscheidet diese wiederum von Paperbacks oder den so genannten Taschenheften und diese wiederum von Taschenbüchern? Wenn die Vertriebsform – Zeitschriftenhandel – das entscheidende Kriterium ist, was ist mit dem »Rettungskreuzer Ikarus«, der eine ISBN hat und über den Buchhandel bezogen werden kann, oder mit Druckwerken wie der seit einiger Zeit erscheinenden Military-SF-Serie »Raumfalken«, die es nur direkt beim Verlag gibt und dort als »Romanheft« geführt wird? Oder ist es eine Sache der Länge? Aber wo ist dann die Grenze? 64 Seiten? 100 Seiten? 200? Vielleicht ist es ja auch der Inhalt, der einen Heftroman zu einem solchen macht. Schließlich erscheinen auch immer mehr Serien, die früher als klassische Heftromane gedruckt worden wären, nur noch als E-Book.
Könnte es sein, dass die Bezeichnung »Heftroman« völlig sinnlos (geworden) ist?
Um überhaupt auf eine Zahl zu kommen – das war ja der Ausgangspunkt –, habe ich das Abo-Angebot der »Romantruhe« als Grundlage genommen. Dort kann man derzeit (2015) folgende gut 50 Serien (ohne Neuauflagen, Sammelbände und ähnlichem), die mindestens einmal im Monat erscheinen, abonnieren:
- Perry Rhodan
- Perry Rhodan Neo
- Raumkreuzer Ikarus
- Geister-Schocker
- Christoph Schwarz
- Tony Ballard
- John Sinclair
- Professor Zamorra
- Maddrax
- Gaslicht
- Irrlicht
- Die schwarzen Perlen
- Jerry Cotton
- Die Schatzjägerin
- Captain Concho
- Die großen Western
- G. F. Barner
- G. F. Unger
- Jack Slade
- Lassiter
- R. F. Garner
- Ringo
- Superband Wild-West
- Super-Klassiker-Western
- Western-Bestseller
- Winchester
- Wyatt-Erp-Western
- Der kleine Fürst
- Fürstenhäuser
- Fürstenherz
- Fürstenhöfe
- Fürsten – Jubiläum
- Fürstenkinder
- Fürstenkrone
- Fürsten-Roman – große Schrift
- Die Welt der Hedwig C. Mahler
- H. Courths Mahler – große Schrift
- Leni Behrendt
- Silvia Duett
- Silvia Schicksal
- Im Sonnenwinkel
- Mami
- Meine kleine Familie
- Sophienlust
- Der Landdoktor
- Chefarzt Dr. Holl
- Der Notarzt
- Notärztin Dr. Andrea Bergen
- Dr. Daniel
- Dr. Karsten Fabian
- Dr. Laurin Original
- Dr. Norden
- Dr. Stefan Frank
Nur 1 x Krimi und 4 x Science-Fiction
Bemerkenswert finde ich an meiner Liste übrigens, dass sie nur eine einzige Krimi-Reihe – »Jerry Cotton« – enthält, und auch die Science-Fiction mit nur vier Treffern (rot markiert) schwach vertreten ist. Dem stehen unter anderem neun Arztroman-Reihen und sogar 13 Western-Reihen gegenüber.
Das ist nicht einmal das komplette Angebot der Marktführer Bastei und Kelter. Wie viele Serien es sonst noch gibt, lässt sich nur vermuten. Es erfordert schon einiges an Internetrecherche, um die alle aufzustöbern. Ich schätze, dass das locker noch mal so viele sind. Ich kenne mich nur in der SF einigermaßen aus, und selbst da gehen einem Produkte aus Kleinstverlagen oder von Selfpublishern schnell durch die Lappen. Im Rezensionsportal Fictionsfantasy gibt es eine Liste der »Phantastischen Heftromane ab 2000«, die schon fast 50 Titel umfasst. Aber sie ist nicht auf dem neuesten Stand, und vieles von dem, was dort aufgeführt ist, gibt es nicht mehr. Überhaupt ist zu beobachten, dass ständig Heftroman-Reihen eingestellt und neue auf den Markt geworfen werden.