Nachdem ich in einem Post im vergangenen Jahr bereits den Ostfriesland-Äquator festgelegt hatte, wollte ich auch etwas über den Mittelpunkt schreiben. Ihn zu ermitteln wäre allerdings ungleich schwieriger geworden. Aber zum Glück hat mir vor einiger Zeit die Ostfriesen-Zeitung bzw. das Katasteramt (Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung) in Aurich diese Arbeit abgenommen:
»Zählt man die Inseln mit, so liegt das geografische Zentrum Ostfrieslands in Westerende-Holzloog (Gemeinde Ihlow), auf einem Stück Grünland in der Nähe des Herrenhüttenwegs. Die Koordinaten: 53° 27’ 35’’ nördliche Breite, 7° 23’ 53’’ östliche Länge.«
OZ 12.4.2014
Es ist jetzt quasi amtlich, dass dort der Mittelpunkt Ostfrieslands ist.
Seit dem 20. August 2015 kennzeichnet ein Gedenkstein aus Granit mit einer Bronzetafel die Stelle (das heißt, er steht zusammen mit einer Sitzgruppe am Herrenhüttenweg, weil der eigentliche Mittelpunkt etwa 100 Meter nördlich davon genau auf einer Wiese liegt). Man kann ihn bei einer Radtour besuchen, dort eine Pause einlegen und ein Selfie machen.
Ist somit alles gesagt? Nein, denn die Information »Der Mittelpunkt Ostfriesland liegt bei…«, ist nicht ganz korrekt. Eine unregelmäßigen Fläche hat keinen Mittelpunkt. Streng genommen hat den nur ein Kreis.
Tatsächlich wurde der Schwerpunkt ermittelt, und genau genommen auch nicht der von Ostfriesland, sondern von einem »Landkarten-Modell«. Man kann das selbst machen, in dem man die Umrisse Ostfrieslands aus einer Landkarte ausschneidet, auf etwas Spitzes (eine Nadel, ein Bleistift oder ähnliches) legt und die Stelle sucht, an der die Fläche ausbalanciert ist und nicht runterfällt. Das Ergebnis ist dabei allerdings nicht sehr genau, und die Koordinaten lassen sich auch nicht ablesen. Das geht nur mit Hilfe eines Computers.
Do it yourself ist ungenau
Andere Methoden als die Do-it-yourself-Schwerpunktermittlung sind noch ungenauer. Man könnte Ostfriesland (und natürlich jedes andere Gebiet) gedanklich in ein Rechteck einpassen, dessen Seiten durch die geografischen Begrenzungen im Norden, Westen, Süden und Osten gehen. Das lässt sich mit einfachen Mitteln bewerkstelligen. Dabei hilft Google Maps.
So geht’s: Zuerst werden die vier geografischen Extrempunkte gesucht (auf der Karte oben mit roten Sternen markiert). Ein Klick auf die Karte gibt die Koordinaten des Punktes als Dezimalzahl zurück (für die Berechnung sind nicht die kompletten Koordinaten erforderlich, sondern nur entweder der Längen- oder der Breitengrad).
Nordpunkt | Spiekeroog | 53,782230 N |
Südpunkt | Rhauderfehn | 53,033847 N |
Westpunkt | Borkum | 6,653876 E |
Ostpunkt | Horsten | 7,974899 E |
Durch zwei simple Rechnungen
(N+S)/2 – für die geografische Breite und
(W+E)/2 – für die geografische Länge
erhält man zwei Linien, eine von Nord nach Süd, eine von Ost nach West (der Ostfriesland-Äquator), an deren Schnittpunkt der Mittelpunkt M liegt: 53.4080385 N, 7.3143875 E.
Diese Werte (nicht runden) kann man in die Suchmaske bei Google Maps eingeben (dabei ist zu beachten, dass Dezimalstellen mit einem Punkt abgetrennt werden). Es wird dann nicht nur die Stelle auf der Karte angezeigt, sondern es werden auch die Koordinaten in Grad, Minute und Sekunden ausgegeben.
M: 53°24’28.9’’N 7°18’51.8’’E liegt in Forlitz-Blaukirchen (Gemeinde Südbrookmerland) südöstlich des Großen Meeres zwischen Herrenmeedeweg und Jülkweg (auf der Karte oben ist es das gelbe Kreuz links).
Das ist zum amtlich ermittelten Wert eine erhebliche Abweichung. Die Stelle in Forlitz-Blaukirchen liegt etwa acht Kilometer südwestlich vom Punkt in Holzloog.
Noch ungenauer ist die Schnittpunkt-Methode. Dabei werden der südlichste mit dem nördlichsten und der westlichste mit dem östlichen Punkt verbunden und deren Schnittpunkt bestimmt. Dann kommt man auf 53°29’38’’N 7°39’06’’E. Das ist ein Punkt im Auricher Ortsteil Brockzetel, nördlich der Brockzeteler Straße und östlich des Dammwegs (gelbes Kreuz rechts auf der Karte). Luftlinie sind es bis Westerende-Holzloog zirka 17 Kilometer.