Am Sonnabend haben wir uns in Paris rumgetrieben. Einmal im Jahr muss das sein, dann fahren wir Freitagabend mit dem Bus (Janssen-Reisen, Wittmund) los, kommen am nächsten Morgen mitten in Paris an und fahren um Mitternacht wieder zurück, so dass wir gegen Sonntagmittag zu Hause sind.
Wie immer war es eine Strapaze für die Füße und den Geldbeutel. In Paris geht man weite Wege und muss tief in die Tasche greifen, wenn man nicht gerade ein Flasche Wasser aus dem Supermarkt kauft. Bei 20 Cent für 1,5 Liter fängt man an, am Kapitalismus zu zweifeln. Bei den Preisen für ein Glas Bier in der Bar nebenan nicht.
Unser erster Gang nach neun Stunden Busfahrt führte uns zum Musée d’art moderne de la ville de Paris. Dort läuft derzeit die Ausstellung Warhol Unlimited 🔗. Gezeigt werden mehr als 200 Werke, wobei die Seriengraphiken im Mittelpunkt stehen. Da gibt es zum Beispiel gleich am Eingang die berühmte Campbell Soup Can zu sehen. Höhepunkt ist die Serie »Shadows«, 102 großformatige, nebeneinander gehängte Bilder mit immer demselben Motiv in verschiedenen Farben, die das erste Mal in Europa zu sehen ist. Das ist eines der wenigen Exponate, die man fotografieren durfte. Die Ausstellung endet Anfang Februar.
An Monumentalität wird »Shadows« von einem andere Werk in dem Museum allerdings überboten: »La Fée Électricité« von Raoul Dufy füllt einen ganzen Saal. Es ist zehn Meter hoch und 60 Meter lang, besteht aus 250 einzelnen Leinwänden und feiert die Geschichte der Elektrizität. Dort sind alle Wissenschaftler, die etwas Wesentliches zur Erforschung der Elektrizität beigetragen haben, sowie die sich durch Elektizität wandelnde Landschaft verewigt. Das Gemälde wurde 1937 zur Pariser Weltausstellung geschaffen.
Für dieses Mal hatten wir uns nichts weiter fest vorgenommen und sind zunächst einmal einfach so durch die Stadt geschlendert, haben in das eine oder andere Geschäft gesehen oder uns an der architektonischen Vielfalt erfreut. Das Wetter war schön, und da sprach nichts gegen einen ausgiebigen Spaziergang. Wenn zu viel Steine unter den Füßen anstrengend werden, fährt man eben ein wenig Bus.
Als mittlerweile geübte Paris-Besucher meiden wir die vielen überlaufenden Hauptsehenswürdigkeiten, obwohl man manchmal nicht dran vorbeikommt. Sehenswert können aber auch Straßen sein, in denen ungewöhnlich viele teure Autos stehen (nicht ohne Grund wird auch der Ausstellungsraum von Aston Martin an der Ecke Avenue Franklin D. Roosevelt/Rue Jean Goujon sein). Oder man entdeckt an der Armenischen Kathedrale in der Rue Jean Goujon einen Gedenkstein, der große Ähnlichkeit mit einem Denkmal hat, das kürzlich in unserer Heimatstadt Leer aufgestellt wurde.
Am späten Nachmittag und abends haben wir uns doch noch ein wenig Massentourismus gegönnt: erst in Montmatre und später auf der Avenue des Champs-Elysee, der Flaniermeile der Stadt, wo die Autokonzerne mit Edelläden protzen. Peugeot ist da besonders originell: Das Unternehmen stellt auch sein ganzes Sortiment an Pfeffer- und Salzmühlen aus. Mit edlen Karossen können die ja nicht dienen. Sehenswert war aber der Peugeot Darl’Mat von 1937, ein cooler Sportwagen in Himmelblau.
Den Paris-Aufenthalt beschließen wir immer in der Bar La Terrasse du 7eme 🔗 in Sichtweite der Bushaltestelle an der Ecole Militaire. Dieses Mal gab es besonders viel Gruseliges zu sehen: junge Leute auf dem Weg zu Halloween-Partys.