Ich bin kein Comic-Leser, überhaupt nicht. Natürlich habe ich früher Fix & Foxi, Micky Maus und sogar Superman und Batmann gelesen, aber wie Bildergeschichten haben mich nie so stark gefesselt wie »richtige« Literatur. Jetzt habe ich wieder zugeschlagen, beim neuen Perry-Rhodan-Comic von Cross Cult 🔗. Zwei Ausgaben sind bisher erschienen. Nr. 3 soll Ende März kommen.
Es ist der wievielte Versuch, eine weitere Comic-Reihe aus dem Perry-Rhodan-Universum (die Romanheft-Serie erscheint seit mehr als 50 Jahren wöchentlich) auf die Beine zu stellen? In den 1960- und -70er Jahren gab es die Serien »Perry Rhodan im Bild« (27 Ausgaben) und »Perry – Unser Mann im All« (129 Ausgaben), Reprints und Flops (siehe den entsprechenden Perrypedia-Artikel 🔗). Immmerhin brachten es die »neuen Folgen« von »Perry – Unser Mann im All« aus dem Hamburger Alligatorfarm-Verlag 🔗 in den Jahren 2006 bis 2013 auf zwölf Ausgaben.
Verlag mit breitem Comic-Portfolio
War die Alligatorfarm-Comics optisch und inhaltlich stark an ihrer Vorgängerserie orientiert (»Schmuddelecke mit Nackedeis und bunten Farben«, heißt es an einer Stelle auf der Homepage), so tummelt sich der neue Comic von Cross-Cult im zeitgemäßen DC- und Marvel-Style. Ist kein Wunder, denn Zeichner Marco Castiello und Kolorist Michael Atiyeh haben schon für DC und Marvel gearbeitet. Ein weiterer Unterschied ist, dass bei der Alligatorfarm talentierte und engagierte Amateurzeichner und Halbprofis an den Comics gearbeitet haben, während Cross Cult ein »richtiger« Verlag mit einem breitem Comic-Portfolio ist. Die Perry-Rhodan-Redaktion mischt auch mit. Die Texte stammen aus der Feder von Kai Hirdt 🔗, Verleger, Herausgeber und Texter der Alligatorfarm-Comics. Außerdem gehört er zum Autorenteam von Perry Rhodan NEO.
Auf der Suche nach der Milchstraße
Erzählt wird ein Abenteuer mit dem Fernraumschiff SOL. Die 10.000-köpfige Besatzung irrt im Universum herum und sucht den Rückweg zur Milchstraße. Hilfe erhofft sie sich von den »Kartografen der Unendlichkeit«. Natürlich klappt es nicht so, wie Perry & Co. es sich vorstellen. Die Episode ist bewusst in den Kontext der Hauptserie eingebettet und nutzt eine 38 Jahre große Lücke in der Erzählhistorie. Die liegt so lange zurück, dass sie garantiert keine Widersprüche zur aktuellen Heft-Handlung erzeugt.
Da ich kein PR-Purist bin, wäre mir das auch egal. Aber es gibt genug Erstauflagen-Leser, die sich mit Wonne auf die kleinste Ungenauigkeit stürzen und sicher auch daran stören, dass der Mausbiber Gucky im Comic einen buschigen Schwanz hat und keinen Biberschwanz wie in den Heften.
Optisch gefällt mir der Comic gut
Wie gesagt, ich bin kein Comic-Leser. Vielleicht habe ich deshalb Schwierigkeiten mit der Geschichte. An manchen Stellen erschließt sich mir nicht, was da passiert. Da behindert mich wohl meine an Textwüsten geschulte Lesehaltung, die Bilder im Kopf erzeugt. Rein optisch gefällt mir der neue PR-Comic gut, ist eben was anderes als der bunte, anzügliche Alligatorfarm-Perry. Der neue Perry ist »sauber«, die auffälligste Figur ist neben Mausbiber Gucky jedoch Irmina Kotschistowa in einem knappen Krankenschwestern-Outfit. Ganz ohne sexuelle Anspielung kommt eben kein Comic aus.
Ich kann mir vorstellen, dass der neue PR-Comic seine Leser findet, sowohl bei eingefleischten Perry-Rhodan-Lesern als auch bei Nicht-Lesern, und wünsche den Machern einen langen Atem.
- Die Perry-Rhodan-Comics bei Cross Cult sind im Format 17 x 26 Zentimeter und durchweg farbig, haben 44 Seiten und kosten 5,99 Euro. Gibt’s (vermutlich) überall, wo es Comics gibt.