Die Entscheidung der Jury über den Deutschen Science-Fiction-Preis 2017, die am Sonntag bekanntgegeben wurde, wartet mit einer Überraschung auf. In der Kategorie »Roman« ist nicht einer der vermeintlichen Favoriten als Preisträger gekürt worden. Die Wahl fiel auf »Die Welten der Skiir 1: Prinzipat« von Dirk van den Boom. Als Favoriten galten »Ommi« von Andreas Brandhorst und »Teufelsgold« von Andreas Eschbach, also die Romane von zwei Autoren, deren Romane von großen Verlagen (Piper; Bastei Lübbe) veröffentlicht wurden.
Bei den Kurzgeschichten entschied sich die Jury für »Das Netz der Geächteten« von Michael K. Iwoleit. In dieser Kategorie war das Rennen wohl offen, es gab keinen ausgewiesenen Favoriten; dass es bei den Nominierungen eine große Schnittmenge mit denen für den Kurd-Laßwitz-Preis, den anderen deutschen SF-Literaturpreis, gab, zeigt, wie geschlossen das Feld war.
Van den Boom, den die Szene als fleißigen Vielschreiber kennt, der einen Roman nach dem anderen raushaut, war nicht unbedingt die engere Wahl. Allerdings hatte er schon im vergangenen Jahr mit »Meran« den zweiten Platz – hinter Brandhorst – belegt. Irgendwie hat er den Preis nun auch mal verdient, denn er liefert seit Jahren gute SF-Unterhaltung, ist auf fast jedem Con am Stand seines Hausverlags Atlantis zusammen mit Verleger Guido Latz anzutreffen, also eine feste Größe in der Szene. Der preisgekrönte Roman ist übrigens nicht bei Atlantis erschienen, der Herr van den Boom ist bei Cross Cult fremdgegangen. Den Preis wird der Verfasser beim UCon im Juni sicher mit Freuden und einigen der für ihn typischen launigen Bemerkungen entgegennehmen.
Eine feste Größe in der deutschen SF-Szene ist auch Michael K. Iwoleit. Der Preisträger in der Kategorie »Kurzgeschichte« hat sich als meist ätzender Kritiker – oder in eigenen Worten als »anarchistische Miesmacher-Wenigkeit« – einen Namen gemacht, liefert aber seit Jahren exzellente Kurzgeschichten. Den DSFP hat er innerhalb der letzten fünfzehn Jahre zum fünften Mal gewonnen. Das hatten bisher nur SF-Urgestein Wolfgang Jeschke und Andreas Eschbach geschafft.
Es ist allerdings kaum damit zu rechnen, dass Iwoleit den Preis in Dortmund entgegennimmt. Zwar sind es von seinem Wohnort Wuppertal nur ein paar Kilometer, aber Iwoleit hat kürzlich auf Facebook zum Boykott des UCon aufgerufen, weil er einem Mitveranstalter – sagen wir mal – reaktionäre politische Ansichten unterstellt. Aber wer weiß? Das Forum, das ihm die Preisverleihung bietet, zu nutzen, müsste ihn doch reizen.
Eine inhaltliche Stellungnahme zu den preisgekrönten Werken möchte ich mir an dieser Stelle verkneifen. Den Siegerroman habe ich noch nicht gelesen; ich bin kein Freund von Reihen, sondern ziehe abgeschlossene Romane vor (wenn ich überhaupt welche lese). Die Lektüre der Kurzgeschichte (sie erschien in der hervorragenden Anthologie »Gamer« aus dem Verlag Begedia von Harald Giersche) liegt zu lange zurück; da müsste ich mich wieder reinlesen.
Der DSFP wird seit 1985 vom Science-Fiction-Club Deutschland in den Kategorien »Kurzgeschichte« und »Roman« verliehen.
Gute Zusammenfassung!