Abenteuer in der Weißen Stadt

Sechs Autorinnen und Autoren haben sich in Galacto City umgesehen und damit einen Beitrag zur Frühgeschichte der PERRY RHODAN-Serie geliefert.

PERRY RHODAN Galacto City. Sechs Kurzromane von Andreas Eschbach, Tanja Kinkel, Wim Vandemaan u. a. 320 S., 19,99 Euro. ISBN 9783955482589.

Das Buch war gar nicht an der Reihe, aber ich habe es doch in einem Zug durchgelesen, nachdem ich einmal darin rumgeblättert und eine Story angelesen hatte. Wahrscheinlich lag es daran, dass die sechs Galacto-City-Kurzromane aus der PERRY RHODAN-Serie genau die richtige Länge für die Zwischendurch-Lektüre haben. Wobei Kurzroman ein Euphemismus ist. Schon die normalen, wöchentlich erscheinenden Heftromane selbst sind allenfalls Kurzromane, und die Storys dieser Anthologie sind nur halb so lang, also lange Kurzgeschichten.

Die Anthologie enthält sechs Storys, die im Herbst vergangenen Jahres als E-Books erschienen sind. Aus Anlass des 60-jährigen Bestehens der Science-Fiction-Serie aus dem Pabel-Moewig Verlag beschäftigen sich sechs Autorinnen und Autoren mit dem Ort, an dem alles seinen Anfang nahm: Galacto City ist der etwas großspurige Name der Stadt, die Perry Rhodan nach seiner Rückkehr vom Mond im fiktiven Jahr 1971 in der Wüste Gobi gründete und mit Hilfe der außerirdischen Arkonidentechnik zur Keimzelle einer geeinten Menschheit machte. Schon nach wenigen Heften wird die Stadt in Terrania umbenannt. Wer sich mit der Serie nicht auskennt, kann sich in der Perrypedia umfassend informieren.

Die Storys von Andreas Eschbach, Tanja Kinkel, Susan Schwartz, Verena Themsen, Ben Calvin Hary und Wim Vandemaan spielen in den 1970er Jahren und begleiten sechs Neuankömmlinge in der Weißen Stadt. Man kann sie als Abenteuergeschichten lesen: Ein »gelernter« Dieb versucht, ein Stück Arkoniden-Technik zu stehlen. Eine Frau trifft auf einen gestrandeten Alien. Ein Fotograf verhindert ein Attentat. Und so weiter. Darüber will ich mich nicht weiter auslassen, denn da müsste ich zu viel spoilern.

Tanja Kinkels Story »Die Friedensforscherin« hat mir stilistisch und erzählerisch und wegen starker SF-Elemente am besten gefallen. Ihr gelingt es hervorragend, sich in das Innenleben der drei Protagonisten hineinzuversetzen, und wir erfahren endlich, was die Individualverformer antrieb, als sie versuchten, die Menschheit zu vernichten. Kinkels Geschichte könnte man sogar als Kurzroman durchgehen lassen, denn sie schafft es, auf 40 Seiten drei Perspektivfiguren unterzubringen, was man in einer Kurzgeschichte nicht macht.

Wie benutzt man einen Antigravlift?

Man könnte die fast schon zum Klischee verkommene Verszeile von Hermann Hesse anführen, um die Storys zu charakterisieren (zumindest für PR-Leser):  Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne. Wir lernen eine faszinierende Stadt kennen, zumindest einige ihrer Facetten. Die fiktiven Besucher bewundern nicht nur die strahlend weißen Gebäude, die ungewohnte, großzügige Architektur und das viele Grün mitten in der Wüste. Sie werden auch mit ganz Alltäglichem und einer fremden Technologie konfrontiert. Welche Formalitäten muss man bei der Einreise erfüllen? Wie benutzt man einen Antigravlift? Wie telefoniert man, wenn es keine Telefone (mit Wählscheibe!) gibt? Wie redet man mit einem Roboter? Über solche Dinge hatten sich die Autoren der ersten Stunde keine Gedanken gemacht. Das wurde jetzt nachgeholt.

Ich bezweifle, dass K. H. Scheer & Co. ihre Galakto City (mit k) in der Galacto City von Eschbach & Co. wiedererkennen würden. Nicht nur aus stadtplanerischer Sicht. Sie hatten’s mit der Gleichberechtigung nicht so und hätten bestimmt keine Frau zur Leiterin der Einwanderungsbehörde gemacht. Man merkt doch, dass seitdem 60 Jahre vergangen sind.

Das Buch wird als Print-on-demand angeboten. Mit einem Preis von 19,99 Euro ist es vergleichsweise teuer. Die sechs E-Books kosten jeweils 1,49 Euro.

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