Radfahren – eine Frage der Haltung

Ich fahre (fast immer) mit dem Rad zur Arbeit. Dass das besser für die Umwelt und meine Gesundheit ist, ist dabei nur Nebensache.

Mein Fahrrad, gerade gekauft, steht an einer Klappbrücke über die Westerwieke in Moormerland.

Seitdem mein Arbeitsplatz nur noch knapp dreieinhalb statt 35 Kilometer von zu Hause entfernt liegt, fahre ich mit dem Rad ins Büro. Jeden Tag, bei Wind und Wetter. Nur allzu heftiger Regen, Sturm oder Schneetreiben morgens können mich davon abhalten. Nass geworden bin ich oft genug. Das Auto steht tagelang rum und wird nur noch zum Wocheneinkauf benutzt oder um jemanden zu besuchen, den man mit Bus oder Bahn nicht ohne Weiteres erreicht.

Ich mache keinen Sport, ich bin kein Radfahr-Maniac, der sich in den Sattel schwingt, um irgendein Pensum abzustrampeln. Ich fahre zur Arbeit, zum Brötchen holen, in die Stadt und mache manchmal mit meiner Frau eine Radtour. Im vergangenen Monat bin ich 300 Kilometer gefahren, zehn am Tag, das ist nichts, womit ich angeben könnte.

Als ich 27 oder 28 war, bin ich mal mit dem Rad von Offenburg nach Piacenza gefahren, 550 Kilometer in fünf Tagen. Das war ’ne Leistung, die ich aber nie zu wiederholen versucht habe. Zurück bin ich von Mailand mit dem Zug.

Für mich sind gesundheitliche und ökologische Gründe beim Radfahren nebensächlich. Selbstverständlich ist es gut, dass mir als Berufs- und Freizeit-»Schreibtischtäter« das Radfahren zumindest ein wenig regelmäßige Bewegung verschafft, dabei wegen des Verzichts aufs Auto etwas für die Umwelt tue und dabei auch noch Geld spare (300 Gramm CO2 und 20 Cent Spritgeld pro Kilometer).

Gegen die Hektik um mich herum

Radfahren ist für mich eine Frage der Haltung, eine Form stillen Protests gegen die Hektik in dieser Gesellschaft. Ich will mich von anderen unterscheiden, die ein Auto für unentbehrlich halten, zeigen, dass es auch anders geht. Mein früherer Chef, der jeden Morgen mit dem Rad Frühsport betrieb, setzte sich ins Auto, um in der Mittagspause zum kaum 100 Meter entfernten Bäcker zu fahren und ein Brötchen zu holen.

Zu dieser Haltung gehört es, dass ich mich (meistens) an die Verkehrsregeln halte und nicht als Geisterfahrer den Radweg auf der falschen Straßenseite oder gar den Gehweg benutze oder bei rot über die Ampel fahre. Ich leiste mir die Freiheit, nicht den kürzeren Weg zu nehmen. Das heißt nicht, dass ich mich nicht ärgere, wenn ich als Radfahrer wegen der Verkehrsplanung schlechter behandelt werde als die Autofahrer und beispielsweise an der Ampel schon bei rot warten muss, während die Autos noch lange grün haben. Eine Kreuzung habe ich da besonders im Blick, und wenn ich Rentner bin, werde ich mal dokumentieren, wie ungerecht dort die Schaltung der Phasen ist.

Konsequenterweise werde ich mein Auto ganz abschaffen, wenn ich in Rente gehe. Denn jetzt brauche ich es gelegentlich noch dienstlich, nicht nur, um bei Mistwetter trocken in die Firma zu kommen..

Die Welt nach dem Klimawandel

Die SF-Anthologie »2101 – Was aus uns wurde« gibt’s jetzt als E-Book. Eine von 31 Storys ist von mir

Im Verlag Moderne Phantastik ist die Science-Fiction-Anthologie »2101 – Was aus uns wurde«, zunächst nur als E-Book, erschienen – mit 31 Storys über eine Welt nach dem Klimawandel. Eine davon ist von mir, ein kurzes Stück mit dem Titel „Rückkehr“. Viele tolle Autorenkollegen haben mitgemacht und einen dicken Band (375 Seiten) abgeliefert. Mein Beitrag ist da nur bescheiden, umso mehr fühle ich mich gebauchpinselt, weil mein Name auf der Amazon-Seite als erster genannt wird.

Es ist meine zweite Veröffentlichung im Verlag von Peggy und Rico Gehrke, und damit habe ich gute Erfahrung gemacht. Meine Kurzgeschichte »Das letzte Mammut« wurde vor zwei Jahren zusammen mit mehreren anderen Storys aus der Anthologie »Meuterei auf Titan« für den Deutschen Science-Fiction-Preis nominiert.

Das Inhaltsverzeichnis: Oliver Koch – Jäger und Beute; Nele Sickel – Atlantas Schätze; Frank Lauenroth – Syms; Axel Kruse – Grassoden; Sybille Lengauer – Auferstehung; Norbert Fiks – Rückkehr; Galax Acheronian – Konserviert; Achim Stößer – Der alte Mann und das Mädchen; Maike Braun – Leerland; Rico Gehrke – Ich bin der Mann vom Meer des Regens; Stephan Becher – Ameisen; Johann Seidl – Autonomie Neunenz; Gundel Steigenberger – An Terra; Sebastian Bach – Die feindseligste aller Spezies; Olaf Lahayne – Camp Millenium; Elisabeth Marienhagen – Mabelle; Oliver Koch – Der Gärtner von Eden; Tobias Lagemann – Eine kurze Anekdote aus der Zeit vor dem Krieg; Annie Waye – Die Neue Welt; Nob Shepherd – Mazons Vermächtnis; Stefan Junghanns – Als das Jahrhundert noch jung war; Axel Aldenhoven – Terra Digitalis; Friedhelm Schneidewind – Häusergeflüster; Andrea Bannert – Die letzte Zeugin; Stephan Becher – Ungeplanter Besuch; F. Anderson – Die richtige Partnerwahl; Roland Rosenbauer – Die Kirschenkönigin; Jaana Redflower – Sirenen; Achim Stößer – 23X; Oliver Koch – Friedensangebot; Sebastian Görlitzer – Die rettende Idee.

Hugo-Verleihung sorgt für miese Laune

George R. R. Martin zog sich den Zorn der Szene zu. Nicht nur, weil er einige Namen falsch aussprach.

Die Hugo Awards, die wohl bedeutendsten SF-Preise, stehen fest. Sie sind in der Nacht zu Sonnabend beim Worldcon 2020 – CoNZealand – online bekanntgegeben worden (Liste der Preisträger). Die Verleihung hat in der Szene für einigen Aufruhr gesorgt. Stein des Anstoßes: Zeremonienmeister George R. R. Martin. Die Preisgala ist immer der Höhepunkt eines Worldcons. Die örtlichen Veranstalter holen sich dafür einen besonders prominenten Ehrengast, der die Preisverleihung ähnlich wie beim Oscar leitet, damit der Glanz des Promis auf einen selbst zurückstrahlt. Der Schuss ist dieses Mal nach hinten losgegangen.

Bei uns wird kaum jemand die Zeremonie verfolgt haben. Denn das konnten nur »attending members«, und davon gab’s hier nur eine Handvoll. Weil Neuseeland Gastgeber war, begann die Veranstaltung bei uns erst um 1 Uhr nachts. Sie dauerte dreieinhalb Stunden. Wer Lust hat, kann sich die Aufzeichnung ansehen.

Aufregung im Netz

George R. R. Martin verkündete die Hugo-Gewinner 2020 aus seinem Kino in Santa Fe.

Ich habe nur ein paar Ausschnitte gesehen, und vor allem die zum Teil wütenden Reaktionen im Netz wahrgenommen (Twitter-Hashtag #hugoawards, George R .R. Martin Can Fuck Off Into The Sun oder How Not to Run an Awards Ceremony). Für die miese Laune und Attacken auf zwei »white old men« gab es vor allem zwei Gründe:

  • George R. R. Martin sprach eine Reihe von Namen von Nominierten falsch aus. Das brachte ihm den Vorwurf des Rassismus ein, denn es waren überwiegend People of Color. Eine Respektlosigkeit ist es allemal. Da es sich bei den Einspielungen um Aufzeichnungen handelte, hätten die neuseeländischen Veranstalter Nachbesserungen einfordern sollen. Alle Nominierten waren nämlich gebeten worden, die richtige Aussprache ihrer Namen mitzuteilen. Angeblich hat Martin sich geweigert.
  • Außerdem schwadronierte Martin über längst vergangene Fandom-Zeiten und lobte den offen rassistischen und frauenfeindlichen Herausgeber John W. Campbell. Dabei war gerade dessen Denkmal nach dem Worldcon vor einem Jahr in Dublin wegen der Dankesrede von Jeannette Ng als Gewinnerin des John W. Campbell Awarf For Best New Writer endgültig gestürzt worden. Der Preis heißt jetzt Astounding Award For Best New Writer. Jeannette Ng wurde für die Rede dieses Jahr mit dem Hugo für das „Best Related Work“ ausgezeichnet. Auch Robert Silverberg, der zur Zeremonie einen Beitrag beisteuerte, machte sich unbeliebt, unter anderem, weil er Campbell als »größten Herausgeber« bezeichnete.
Arkady Martine hat den Hugo für den besten Roman gewonnen.

Kritik gab es auch dafür, dass die dreieinhalbstündige Zeremonie überhaupt keinen Bezug zu Neuseeland, seinem Fandom und seiner Kultur hatte.

Attacke der »Puppies«

Die Auseinandersetzungen mit und um »old white men« prägen die Hugos ja schon länger (und sind auch ein Spiegelbild der politischen Spaltung in den USA). Da waren vor ein paar Jahren die Versuche der »Sad Puppies« und der »Rabid Puppies« (traurige bzw. tollwütige Welpen) die Hugo-Verleihung in ihrem Sinne zu bestimmen, indem sie – regelkonform – dafür sorgten, dass überwiegend ihnen genehme Werke für die Hugos nominiert wurden. Diese rechtsgerichteten Fans und Autoren aus den USA kritisierten, dass nur noch Bücher mit Themen wie Ausbeutung, Kolonialismus, Rassismus, Gleichberechtigung der Geschlechter oder Verfolgung wegen sexueller Orientierung für die Hugos nominiert wurden. Sie wollten lieber Raumschlachten und Schwerter schwingende Fantasy-Helden. außerdem störte sie ganz offensichtlich, dass immer mehr Frauen und Nichtweiße unter den Preisträgern waren.

Die Aktion hatte den »Erfolg«, dass 2015 in vielen Kategorien kein Preis vergeben wurde, und der prestigeträchtige Preis für den besten Roman an den Chinesen Cixin Liu für »The Three Body Problem« ging, weil die Mehrheit der stimmberechtigten Mitglieder des Worldcons die »Puppies«-Vorschläge torpedierten. Danach ist es um die »Puppies« still geworden. Denn damit sich das Problem nicht wiederholt, wurden die Regeln für die Hugo-Nominierungen etwas geändert.