Es muss eine geheimnisvolle Verbindung zwischen Axel Kruse und mir geben. Vielleicht kann er Gedanken lesen oder es spüren, wenn ich mich ihm nähere. Jedenfalls ist er auf jedem Con immer der erste Bekannte, der mir über den Weg läuft. Das war beim Coloniacon in Köln so, beim MediKon in Oldenburg und jetzt wieder beim BuCon 2016 im Bürgerhaus von Dreieich-Sprendlingen, wo sich am 23. Oktober die deutsche literarische Phantastikszene getroffen hat. Axel kenne ich sei dem Schlosscon 2014 in Schwerin, als er den Deutschen Science-Fiction-Preis für seine Kurzgeschichte »Seitwärts in die Zeit« bekam.
Er ist also ein waschechter Science-Fiction-Autor, was allerdings auf dem Buchmesse-Convention, wie BuCon in der Langform heißt, nichts Besonderes ist. Da laufen immer eine Menge rum, und ich will gar nicht erst versuchen, auch nur die aufzuzählen, die ich persönlich kenne (bestimmt würde ich jemanden vergessen).
Ich habe mich besonders gefreut, einige Leute zu treffen, die ich bisher nur virtuell kannte. Wie Thorsten Küper, der mich zu einer Lesung im Second Life eingeladen hatte. Er hat dabei die Gelegenheit ergriffen, mit mir ein Kurzinterview zu führen (das man hier sehen kann, ab Minute 9). Leider nur ganz kurz gesprochen habe ich mit Jacqueline Montemurri, als ich gerade auf dem Weg zu einer Lesung war; danach habe ich sie in dem ganzen BuCon-Gewusel aus den Augen verloren. Wie es aussieht, wird nächstes Jahr eine Story von mir zusammen mit einer von ihr in einer Anthologie erscheinen, und darüber hätten wir uns bestimmt gut unterhalten können (und dann hätte es auch mit dem Erinnerungsfoto geklappt).
Ebenfalls zum ersten Mal live und in Farbe ist mir Klaus N. Frick über den Weg gelaufen. Wir haben uns angeregt unterhalten über das Verlagswesen, volkstümliche Schlager und Opern, und wenn ihn nicht Madeleine Puljic am Ärmel gezupft hätte, wäre er vielleicht zu spät zu seiner eigenen Veranstaltung, dem Perry-Rhodan-Verlagspanel, gekommen.
Gewusel in der Haupthalle
Beeindruckt beim BuCon hat mich das Gewusel. Da standen in einer großen Veranstaltungshalle, die sonst für Konzerte, Theater und dergleichen genutzt wird, vom Eingang aus gesehen auf der rechten Seite dicht an dicht die Tische der Verlage. Fast alles, was in der Szene an Klein- und Fanverlagen Rang und Namen hat, war vertreten. Da blieb man schnell mal für einen kurzen oder längeren Plausch stehen. Links vom Eingang ging es dagegen eher zu wie beim Zeltfest eines x-beliebigen Dorfvereins, wenn gerade die Musik nicht spielt: An langen Tischreihen saßen die Besucher, unterhielten sich, tranken oder aßen etwas. Manche hatten sich dort geradezu ihren Stützpunkt eingerichtet, von dem sie aus das BuCon-Gelände erkundeten.
Die unermüdlichen BuCon-Organisatoren Roger Murmann, Kurt Zelt, Christian de Ahna und Birgit Fischer, die in diesem Jahr für langjährige herausragende Leistungen im Bereich der SF mit einem Sonderpreis des Kurd-Laßwitz-Preises ausgezeichnet wurden, hatten für ein dichtes Programm mit bis zu sieben Veranstaltungen gleichzeitig gesorgt. Weil meine Frau und ich wegen der langen Anreise erst nachmittags in Dreieich angekommen waren, haben wir nur noch zwei Angebote wahrgenommen; die fest eingeplante Lesung von Karsten Kruschel fiel krankheitsbedingt aus.
Pläuschchen am Begedia-Stand
Im »Deep Space 4« lasen Christian Günther, Christian Lange, Armin Rößler und Thorsten Küper Auszüge aus der »Gamer«-Anthologie des Begedia-Verlags. Ich hatte das Buch bereits kurz nach Erscheinen verschlungen, weil es mir Verlagschef Harald Giersche und Autor Uwe Post auf dem Coloniacon eindringlichst ans Herz gelegt hatten. Anschließend traf ich Armin Rößler und Christian Günther zufällig am Begedia-Stand, und es entwickelte sich ein nettes Pläuschchen, in dem es auch – wegen Armins Story »Katar 2022« – um Fußball ging. Ich bin gespannt, ob Harald die dabei entwickelte Idee umsetzt, zur Fußball-WM 2018 in Russland eine Sonderausgabe der »Gamer«-Anthologie herauszubringen.
Ganz nebenbei erfuhr ich, dass Frank Hebbens »Der Algorithmus des Meeres« auf der Buchmesse in Frankfurt am Tag zuvor mit dem Skoutz-Award ausgezeichnet worden war, ebenfalls ein Begedia-Buch, das ich bei Harald auf dem MediKonOne in Oldenburg erstanden und noch nicht gelesen habe. Weil auch die anderen Bücher, die ich von den beiden letzten Cons mitgebracht habe, noch immer auf dem StUB (Stapel ungelesener Bücher) lagern, hatte ich mir vorgenommen, dieses Mal kein Buch zu kaufen – und es hat geklappt. Aber keine Sorge, liebe Verleger und Autoren, das war eine Ausnahme.
»Ich habe das Triebwerk kaputt gemacht«
Sehr kurzweilig und informativ war das Perry-Rhodan-Panel mit Chefredakteur Klaus N. Frick und den Autorinnen Verena Themsen und Madeleine Puljic sowie Autor Kai Hirdt. Es wurde ein wenig über den Fortgang der Serie verraten (der Weltenbrand kommt nach Band 2900, und auch der Adaurest wird dann seinen Auftritt haben), aber wie immer nicht viel. Klaus verriet, dass der Verlag derzeit einen ausreichend großen Autorenstamm hat, der auch das Ausscheiden von Marc A. Herren verkraften kann, und dass es demnächst wieder eine neue Miniserie geben wird, an der Uwe Anton derzeit herumtüftelt.
Für Anfang des Jahres wurde von Kai – der bei PR überall mitmischt, nur in der Erstauflage nicht – der neue »Run« des Perry-Rhodan-Comics aus dem Cross-Cult-Verlag angekündigt. Wer die ersten drei Folgen gelesen hat, weiß, dass es darin darum geht, dass die Besatzung des Fernraumschiffs SOL in einem unbekannten Gebiet des Universums gelandet ist und versucht, in die Milchstraße zurückzufinden. Mit den Geschichten wird eine Lücke in der Heftserie geschlossen, in der die SOL 40 Jahre lang durchs Weltall irrte. Damit das funktioniert, blieb Comictexter Kai Hirdt nur eine Möglichkeit: »Ich habe das Triebwerk kaputt gemacht«.
Zurück in der Haupthalle war es a) Zeit für die Verleihung des Deutschen Phantastik Preises 2016 und b) zu gehen. Denn bevor es zum Nachtreffen ins Königlich Bayrische Amtsgericht ging, mussten wir noch eben ins Hotel. Preisverleihungen finde ich tendenziell eher öde, und da mir als reinem SF-Leser viele Namen der Nominierten nichts sagten, war’s ohnehin nicht spannend.
Das war also mein erster BuCon. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich nächstes Jahr wiederkomme.
Nach einer Übernachtung in Dreicheich ging’s übrigens zur Konkurrenz, zur Buchmesse nach Frankfurt. Aber davon wird vielleicht an einer anderen Stelle erzählt.