Jeder König in seinem eigenen Haus

Ansicht des Emder Hafens von 1810 (Stich von G. A. Lehmann)
Ansicht des Emder Hafens von 1810 (Stich von G. A. Lehmann)

Der Engländer Thomas Hodgskin hat Anfang des 19. Jahrhunderts den Norden Deutschlands besucht und unter dem Titel »Travels in the North of Germany« einen Reisebericht verfasst, der 1820 erschien. Für ein paar Tage war er auch in Ostfriesland. Ich habe darüber vor ein paar Jahren diesen Bericht für die OZ-Beilage »Unser Ostfriesland« geschrieben. Continue reading „Jeder König in seinem eigenen Haus“

Einer der letzten seiner Art

Der Kilometerstein 16 an der Dorfstraße in Bagband
Der Kilometerstein 16 an der Dorfstraße in Bagband

Eine kleine Entdeckung am Wegesrand: der Kilometerstein 16 in Bagband (Landkreis Aurich). Er steht nahe an der Wand eines kleinen Bauernhauses an der Dorfstraße. Er ist offenbar der Letzte seiner Art an dieser Strecke und ein erhaltenswertes Kleindenkmal.

Bagband liegt an der alten preußischen Chaussee zwischen Aurich und Leer. Die heutige Bundesstraße 72, deren Trasse weitgehend der der Chaussee entspricht, führt im Westen am Dorf vorbei. Das Teilstück zwischen der Einmündung der Dorfstraße im Norden und dem Abzweig der B 436 Richtung Wiesmoor und Friedeburg im Süden ist neueren Datums. Wie die Chaussee früher verlief, kann man auf dem Messtischblatt Hesel der preußischen Landesaufnahme von 1897 sehen.

Der Kilometerstein mit der aufgemalten Zahl steht ziemlich genau 16 Kilometer vom offiziellen Nullpunkt der Chaussee, dem Auricher Marktplatz, entfernt. Es ist also mit großer Wahrscheinlichkeit der Originalort. Die Bemalung ist natürlich noch nicht so alt. Wie man auf dem Foto erkennen kann, hat der Stein an der Hinterseite einen Riss.

Deutsche Geschichte auf dem Friedhof

Mai-Radtour
Der Grabstein von Albert Crull Meinerts auf dem Friedhof von Tergast.

Die Welt steckt voller interessanter Details. Man muss nur die Augen offen halten. Auf dem Friedhof von Tergast, einer kleinen Ortschaft in Ostfriesland, hat mich eine Inschrift auf einem Grab von 1925 neugierig gemacht: »Hier ruht der Alldeutsche u. Landwirt Albert Crull Meinerts«.

Die Alldeutschen waren am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine deutschnationale Bewegung, die ein Großdeutsches Reich unter Einschluss Österreichs, aber unter Führung Preußens anstrebte. Diese Bewegung war in großen Teilen völkisch, rassistisch und antisemitisch. Viele ihrer Anhänger fanden sich später wohl auch in führenden Positionen in der NSDAP wieder.

Dass der Beruf eines Toten auf dessen Grabstein verewigt wird, ist ja nichts besonderes. Das findet man ständig. Aber dass jemand seine politische Haltung auch über den Tod hinaus an so einer Stelle kundtun will, ist schon ungewöhnlich. Dazu muss man wohl sehr überzeugt von der Sache sein.

Interessant ist auch die Grabsteingestaltung mit dem leicht schräg stehenden, in einen Kreis eingepassten Kreuz. Normalerweise stehen die Kreuze aufrecht, also mit einer senkrechten Achse, oder in der Diagonale wie das Andreaskreuz. Ich habe bei einer Internetrecherche keine derartigen Kreuze gefunden, also gibt es auch keinen Hinweis darauf, ob die Schrägstellung irgendeine Bedeutung hat oder nur ein gestalterisches Element ist.

Über Albert Crull Meinerts habe ich nichts herausgefunden, aber auch nicht intensiv danach gesucht.