Erdogan schreibt die Geschichte um

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Das ist wirklich schon lächerlich: Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan hat in einer Fernsehsendung behauptet, nicht Columbus habe Amerika entdeckt, sondern Muslime im 12. Jahrhundert. Er beruft sich dabei auf die angebliche Erwähnung einer Moschee in Columbus‘ Bordbuch. Das berichten verschiedene Medien (Die Welt,  ABC.es, Yahoo News). Diese Behauptung ist nicht neu und wird durch Wiederholung nicht besser.

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»Promet« kommt nicht richtig in Fahrt

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Christian Montillon: Aufbruch (Raumschiff Promet. Von Stern zu Stern. Band 1). Blitz-Verlag. ISBN 978-3-89840-344-3. 160 Seiten, 12,95 Euro.

Offenbar weitgehend unbemerkt selbst vom harten Kern des deutschen Science-Fiction-Fandoms hat der Blitz-Verlag mit einem Relaunch der »Raumschiff Promet«-Reihe, eines Klassikers der 70er Jahre, begonnen. Dabei wurde der erste Band, »Aufbruch«, von Christian Montillon geschrieben, immerhin Chefautor der Perry-Rhodan-Serie, des Dauerbrenners der deutschen SF.

»Raumschiff Promet« war 1972 von Kurt Brand an den Start gebracht worden – einer von mehreren gescheiterten Versuchen, Konkurrenz für Perry Rhodan aufzubauen. Nach 65 Folgen war Schluss. Die Romane hatten aber ihre Fans; 25 Jahre später gab es im Blitz-Verlag eine Neuauflage der alten und danach eine Fortsetzung mit neuen Romanen. Nun also ein weiterer Versuch, den »Promet« zum Fliegen zu bekommen.

So richtig geht es aber nicht ab. Der Plot atmet den Geist der 50er Jahre: Der menschenähnliche Außerirdische Arn Borul, Ziehsohn eines genialen Wissenschaftlers, havariert mit seinem Raumschiff in der Nähe des Mondes und wird von Peet Orell, dem Sohn eines stinkreichen Raumschifffabrikanten, und dessen Freunden gerettet, vor der Öffentlichkeit versteckt und aufgepäppelt. Die beiden werden Freunde und erleben an Bord des Raumschiffs »Promet« gemeinsam Abenteuer.

So schlicht wie die Handlung ist Montillons Erzählweise. Dabei kann er es eindeutig besser. Das Team muss noch einige Schippen drauflegen, damit der »Promet« in Fahrt kommt.

(Ostfriesen-Zeitung, 29.11.2013)

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Unbekümmert durch den Krieg der Welten

palmaFélix J. Palma: Die Landkarte des Himmels. Verlag Kindler. ISBN: 978-3-463-40625-1, 896 Seiten, 24,95 Euro.

Science-Fiction aus Spanien: Die gibt es, und was für welche: Da ist erst einmal die sehr lebendige, bildhafte Sprache, die »Die Landkarte des Himmels« von Félix J. Palma über den Durchschnitt selbst der anspruchsvolleren Genre-Literatur hebt. Und dann der einfallsreiche Plot: Im Mittelpunkt der Handlung steht, neben einigen fiktiven Figuren, der Schriftsteller H. G. Wells – und das in dreifacher Ausführung. Dessen Roman »Der Krieg der Welten« wird Wirklichkeit, im Jahr 1898 fallen außerirdische Invasoren über die Erde her und radieren die Menschheit fast aus.
In großen Teilen ist »Die Landkarte des Himmels« eine spannende und gelungene Neuerzählung von Wells‘ Geschichte, ergänzt um einige Wendungen, die stark an Szenen aus der Verfilmung des Romans mit Tom Cruise aus dem Jahr 2005 erinnern. Die 70 Jahre vorher spielende Vorgeschichte bedient sich bei dem Film »Das Ding aus einer anderen Welt«, der eine oder andere SF-Klassiker wird auch noch zitiert, Zeitreisende tauchen auf, eine Prise Steampunk wird einstreut, und hinzu kommt eine zu Tränen rührende Liebesgeschichte. Das Ganze ist in zahlreiche miteinander verwobenen Rück- und Vorblenden verpackt, die vom Leser einiges an Konzentration erforden, weil man in dem Wälzer manche lose Erzählfäden schnell aus dem Auge verlieren kann.
Auch wenn der eine oder andere Anachronismus stört – die Unbekümmertheit, mit der sich Palma bei den literarischen Vorbildern bedient, macht Spaß.

(Ostfriesen-Zeitung, 25.07.2014)

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