Lesen, lesen, lesen – doch ein guter Vorsatz für 2017

Und das sind noch nicht mal alle gedruckten Bücher. Von den Ebooks ganz zu schweigen.
Das sind noch nicht mal alle gedruckten Bücher. Von den Ebooks ganz zu schweigen.

Unbeabsichtigt ist mir doch ein guter Vorsatz für das neue Jahr durchgerutscht. Dabei habe ich es schon vor Jahren, wenn nicht gar vor Jahrzehnten, aufgehört, mir etwas vorzunehmen, nur weil der 1. Januar ist. Das ist im Grunde ein x-beliebiger Tag, willkürlich ausgewählt. Man hätte den Jahresbeginn auf jeden andern Tag legen können (laut dem Wikipedia-Eintrag »Neujahr« gibt es etwa 20 solcher Termine).

Den 1. Januar zeichnet nichts dafür aus, den Jahresbeginn zu markieren. Der Tag der Winter- oder Sommersonnenwende wäre ein viel besserer Anfang. Oder sonst ein regelmäßig wiederkehrendes astronomisches Ereignis. Die Maori in Neuseeland richten sich zum Beispiel nach dem Aufgang der Plejaden.

Wie dem auch sei, in diesem Jahr bin ich meinem Vorsatz untreu geworden, denn ich habe mir vorgenommen, konsequent meinen Stapel ungelesener Bücher abzulesen. Der wurde nämlich einfach nicht kleiner. Dass gleichzeitig ein neues Jahr angebrochen ist, ist Zufall. Eigentlich wollte ich nur eine neue Evernote-Liste anlegen, bei der ich etwas abhaken konnte.

Ein Vorsatz allein ist nichts wert. Ich habe mir fürs Lesen auch bestimmte Zeiten reserviert, ich denen ich nichts anderes machen will. Manchmal lasse ich mich ablenken, wenn die Lektüre nicht so fesselnd ist, aber im Großen und Ganzen klappt es. Ich habe in vier Wochen ein Dutzend Heftromane, eine ganze Reihe Kurzgeschichten und drei Romane geschafft. Bin gespannt, was im Laufe des Jahres zusammenkommt.

Ob ich konsequent bleibe? Bestimmt nicht, es kommen mit Sicherheit Bücher dazwischen, die gekauft und auf den Stapel gelegt oder gleich gelesen werden.

Übrigens – vor mehr als zwei Jahren habe ich schon einmal einen Stapel ungelesener Bücher fotografiert. Wie man hier sehen kann, haben einige Bücher die Zeit dort überdauert.

Zehn Lieblingssachbücher

Ich bin ein begeisterter Leser von Sachbüchern. Wenn mir ein Sachbuch, das eine Interessante Lektüre verspricht, unter die Augen kommt, muss ich es kaufen und gleich lesen. Dafür lasse ich (fast) jeden Roman liegen.

Hier ist eine Liste mit zehn Lieblingssachbüchern (Bücher mit ISBN sind noch lieferbar; Stand 10/2016).

Hansjörg Küster: Die Geschichte der Landschaften in Mitteleuropa

Wer dieses Buch gelesen hat, läuft mit anderen Augen durch die Gegend und sieht, wie der Mensch in Jahrtausenden die Landschaft verändert hat, selbst dort, wo man von »Natur« spricht.
ISBN 978-3406453571

Guy Deutscher: Du Jane, ich Goethe (was für ein blöder Titel)

Ich habe schon viele Bücher über Sprache gelesen, aber dieses hat mich gelehrt, wie Sprachentwicklung funktioniert und dass Veränderung ein elementarer Bestandteil jeder Sprache ist.
ISBN 978-3406578281

Helga Abret/Lucian Boia: Das Jahrhundert der Marsianer

Der Mars war schon immer mein Lieblingsplanet, und dieses Buch aus Bibliothek der Science-Fiction-Literatur,  der »Weißen Reihe«,  des Heyne-Verlags bietet den absoluten Überblick. Einziges Manko: Es ist von 1984.

Samuel Eliot Morrison: Admiral des Weltmeeres

Als Columbus-Biografie unerreicht.

Urs Bitterli: Die Entdeckung Amerikas

Für jemanden, der sich wie ich für das Thema interessiert, ist das ein unentbehrliches Standardwerk.
ISBN 978-3406421228

Tzvetan Todorov: Die Eroberung Amerikas. Das Problem des Anderen

Ich fand schon als Jugendlicher die erste Begegnung zwischen Europäern und Amerikanern den spannendsten Moment der Menschheitsgeschichte. Todorov erklärt, warum die Amerikaner nicht gewinnen konnten.
ISBN 978-3518112137

John Reed: 10 Tage, die die Welt erschütterten

Der Augenzeugenbericht der Novemberrevolution in Russland. Ein journalistisches Glanzstück.
ISBN 978-3886340927

Jared Diamond: Arm und reich

Ein sehr anregendes Buch, in dem es unter anderem um die Auswirkung der Geografie eines Kontinents auf dessen kulturelle Entwicklung geht und das die Frage beantwortet, warum in Afrika keine großen Tiere domestiziert wurden.
ISBN 978-3596172146

Victor Klemperer: LTI

Seitdem ich dieses Buch über die Sprache des Dritten Reiches gelesen habe, benutze ich Formulierungen wie »auf Hochtouren laufen« oder »bei Nacht und Nebel« nicht mehr. Jeder, der mit Sprache zu tun hat, sollte das Buch kennen.
ISBN 978-3150203651

Eric Hazan: Die Erfindung von Paris

Paris ist faszinierend. Ich bin schon oft dort gewesen (zuletzt eine Woche vor den Anschlägen vom 13. November 2015). Nach der Lektüre dieses Buchs habe ich angefangen, die Stadt zu verstehen.

Nachruf auf die CCPS

discovery
Das Logo der Christopher Columbus Philatelic Society

Ich stehe vor der nicht ganz leichten Aufgabe, einen Nachruf zu schreiben, einen Nachruf auf die Christopher Columbus Philatelic Society. Die CCPS war bis zu diesem 12. Oktober 2016 ein internationaler Verein von Briefmarkensammlern, die sich für Columbus und die Entdeckung Amerikas interessierten. Zu heute wurde er aufgelöst, weil ihm die Mitglieder wegstarben und sich niemand fand, der die Vorstandsarbeit leisten wollte/konnte. Erst gestern ist ein früherer Clubpräsident, Overton T. Harris, von uns gegangen.

Die CCPS wurde vor 34 Jahren in San Juan/Puerto Rico gegründet, am 12. Oktober 1982. Der 12.10. ist der Tag, an dem Columbus im Jahr 1492 auf einer Bahamas-Insel erstmals amerikanischen Boden betrat. Die Gründer kamen aus mehreren Ländern, waren aber überwiegend weiße Amerikaner wie auch der Großteil der später einige Hundert Mitglieder. So weit ich das beurteilen kann, haben die meisten von ihnen ein eher unkritisches, wenn nicht sogar bewunderndes Verhältnis zu Columbus, obwohl jedem klar sein müsste, dass der Seemann aus Genua alles andere als ein Vorbild ist und der Erste in einer langen Reihe von Europäern war, die das Verderben nach Amerika brachten.

Ich war als Nummer 537 von 1998 bis heute Mitglied der CCPS. Auf den Verein war ich durch Recherchen im Internet gestoßen, damals noch etwas ganz Neues. Seinerzeit beschäftigte ich mich intensiv mit Columbus und dem Zeitalter der Entdeckungen und suchte nach Gleichgesinnten zum Austausch. Die vereinseigene Zeitschrift Discovery!, die seit 1982 viermal im Jahr erschien, bot die Möglichkeit, Artikel zu veröffentlichen. Weil ich kein Briefmarkensammler im klassischen Sinne bin, habe ich immer versucht, historische Aspekte zu betonen. Da ging es zum Beispiel um die Taino, die Ureinwohner der Karibik, oder das Columbus-Denkmal in Bremerhaven. Briefmarken waren immer nur der Aufhänger.

Besuch im Archivo dello Stato in Genua mit Michel Pacou (rechts).
Besuch im Archivo dello Stato in Genua mit Michel Pacou (rechts).

Mit der CCPS in Genua

Ein besonderes Erlebnis war 2003 ein Treffen mit anderen CCPS-Mitgliedern in Genua, dem wahrscheinlichen Geburtsort Columbus’. Dies war eines der sogenannten internationalen Seminare, die Michel Pacou, ein CCPS-Mitglied aus Frankreich, an verschiedenen Orten in Europa organisiert hatte. Ich war der mit Abstand Jüngste unter lauter Ruheständlern, aber wir haben uns gut verstanden. Das Programm mit Besuchen und Besichtigungen — unter anderem im Staatsarchiv, wo es Originaldokumente von Columbus gibt — war hochklassig, wir sind an Orte gekommen, die man sonst nie gesehen hätte. Das hätte eine professionelle Reiseagentur nicht besser hinbekommen.

Das wird es jetzt alles nicht mehr geben. Schade, aber kein Grund zu verzweifeln.

Alle Ausgaben der Mitgliederzeitschrift Discovery! gibt es auf der Website von CCPS-Mitglied Peter van der Krogt aus Utrecht als pdf-Datei zum Runterladen.

Hier geht’s zu meiner Columbus-Website