Steve Berry: Die Kolumbus-Verschwörung. Übersetzt von Barbara Ostrop. Blanvalet Taschenbuch Verlag 2014. 544 S. 12 Euro (E-Book: 9,99 €). ISBN 978-3442382798.
»Die Kolumbus-Verschwörung« ist ein Thriller des US-amerikanischen Schriftstellers Steve Berry. 1504 versteckt Christoph Kolumbus (Columbus) auf der Karibik-Insel Jamaika drei Truhen, die er aus Europa mitgebracht hat. Ein stinkreicher, skrupelloser und fanatischer jüdischer Geschäftsmann, Zacharias Simon, ist da hinterher, um mit ihrer Hilfe das Selbstvertrauen des Staates Israels/des Judentums zu stärken und sie von ihren Feinden, den Arabern, zu befreien.
Denn in der Truhe befand sich angeblich der seit Jahrhunderten verschollene Schatz aus dem Jerusalemer Tempel, dem heiligsten Ort des Judentums, den die Römer 70 n. Chr. zerstörten. Columbus war nämlich ein Converso, ein zum Christentum konvertierter Jude, der den Schatz aus Spanien gerettet hatte. Simon geht für sein Ziel buchstäblich über Leichen. Nicht weniger skrupellos ist der Jamaikaner Béne, ein Nachfahrer afrikanischer Sklaven, der auf der Suche nach einer angeblichen, von Kolumbus entdeckten Goldmine ist.
In die Machenschaften dieser Männer wird der gescheiterte Reporter Tom Sagan verwickelt, weil er glaubt, dass seine Tochter Ali entführt wurde. Der Leser erfährt bald, dass Ali, die ihren Vater verachtet, gemeinsame Sache mit Simon macht. Die Entführung ist inszeniert, damit ihr Vater beschafft, was im Sarg seines Vaters und Alis Großvater liegt – den Schlüssel zum Versteck des Tempelschatzes, wie Simon glaubt. Die Jagd nach dem Schatz führt von Florida über Wien und Prag nach Jamaika.
Simon Wiesenthals Idee
Die Idee, das Kolumbus ein konvertierter (spanischer) Jude auf einer geheimen Mission ist, ist nicht neu. Simon Wiesenthal, Holocaust-Überlebender, Eichmann-Jäger und Leiter des jüdischen Dokumentationszentrum in Wien, hat sie 1972 in seinem Buch »Segel der Hoffnung« aufgebracht. Columbus, so seine These, sollte für die in Spanien verfolgten Juden eine neue Heimat in Übersee finden. Von drei Kisten war bei ihm aber nicht die Rede. In einem Nachwort gibt Berry an, was in seinem Buch historische Tatsache ist und was Fiktion. Wiesenthal wird dabei nicht verschwiegen.
Nur mäßig spannend
Es sei Berrys bisher bestes Buch, wird der Daily Herald auf der Rückseite zitiert. Dann brauche ich seine anderen Romane ja nicht zu lesen. »Die Kolumbus-Verschwörung« hat mich wirklich nicht vom Hocker gerissen. Der angebliche Thriller ist nur mäßig spannend, was nicht nur am Plot liegt. Die Suche nach einem legendären verschwundenen Schatz – das ist nicht originell, da kommen einem gleich der Heilige Gral, Indiana Jones oder Lara Croft in den Sinn. Es wundert auch nicht, dass verschlüsselte Botschaften und eine geheime Höhle eine wichtige Rolle spielt.
Auch die Erzählweise gefällt mir nicht besonders. Allzu oft lässt Berry sich Spannung nicht richtig entfalten, weil er mit Infodump das Tempo rausnimmt. Der Leser wird immer wieder mit einem Haufen überwiegend historischer Information geradezu überschwemmt, ohne dass diese immer für das Verständnis oder den Fortgang der Handlung relevant ist.
Die verschiedenen Handlungsstränge sind zudem sehr stark segmentiert, ständig springt der Autor zwischen den Hauptpersonen und den Schauplätzen hin und her. Man kann sich richtig vorstellen, wie Berry einen Szenenplan ausgetüftelt und diszipliniert abgearbeitet hat. Jede Szene endet mit einem Cliffhänger oder einer (überraschenden) Wendung – wie aus dem Schreibratgeber. Vieles ist zu vorhersehbar, vor allem die Moral von der Geschicht’ (so etwas muss amerikanische Unterhaltungsliteratur wohl haben). Wenn gleich am Anfang das zerrüttete Verhältnis von Vater und Tochter thematisiert wird, weiß man, wie das enden wird.
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