Ein Torbogen markiert auf dem Ostfriesland-Wanderweg den angeblichen «Ostfriesland Äquator».
Wer mit dem Rad auf dem Ostfriesland-Wanderweg von Aurich aus Richtung Küste fährt, überquert zwischen Sandhorst und Plaggenburg angeblich den «Ostfriesland-Äquator». Ein hölzerner Torbogen und eine in das Pflaster eingelassene Leiste aus Metall, ähnlich wie die am Nullmeridian im Londoner Stadtteil Greenwich, weisen darauf hin. Eine Tafel, die am Torbogen angebracht ist, erklärt, dass sich Ostfriesland zwischen dem 53. und dem 54. Grad nördlicher Breite erstreckt, mithin der Äquator, der Ostfriesland in eine nördliche und eine südliche Hälfte teilt, bei 53° 30′ zu finden ist. Continue reading „Der Ostfriesland-Äquator“
Backstein mit einer mittelalterlichen Ritzzeichnung, die einen Holk darstellt.
Obwohl Ostfriesland als Küstengebiet auf eine lange Schifffahrtstradition zurückblicken kann, ist über die Anfänge der Schifffahrt in der Region nur wenig bekannt. Es fehlen entsprechende Quellen, es gibt kaum archäologische Befunde, bildliche oder figürliche Darstellungen und schriftliche Überlieferungen. Deshalb war es so etwas wie eine archäologische Sensation, als 2009 bei einer Ausgrabung in Jemgum (Landkreis Leer) ein weitgehend erhaltener Einbaum, der ins siebte Jahrhundert datiert wurde, gefunden wurde.
Grenzstein an der alten Grenze zwischen den Regierungsbezirken Aurich und Osnabrück am Emsdeich bei Papenburg.
Bei einer Radtour bin ich zufällig auf ein Relikt aus einer Zeit gestoßen, als Ostfriesland noch eine territoriale Einheit bildete: auf einen Grenzstein. Er steht am Emsdeich zwischen der ostfriesischen Ortschaft Völlen und der Stadt Papenburg im Emsland. Der von hohem Gras überwucherte, quaderförmige Stein trägt an allen vier Seiten eine Inschrift. Auf den schmaleren Seiten stehen unter einander die Buchstaben BZ und GR durch einen Strich getrennt. Das wird wohl Bezirksgrenze heißen. Auf den breiten Seiten sind die Buchstaben OS für (Regierungsbezirk) Osnabrück und AUR für (Regierungsbezirk) Aurich zu sehen. Über das Alter des Steins lassen sich keine sicheren Angaben machen.
Der Regierungsbezirk Aurich, der bis 1978 bestand, umfasste bis auf ein paar kleine Abweichungen das Gebiet des ehemaligen Fürstentum Ostfriesland. Es bestand von 1464 bis 1744. Nach dem Tod von Fürst Carl Edzard im Mai 1744 wurde das Fürstentum vom Königreich Preußen annektiert und Aurich zum Sitz der preußischen Provinzregierung.
Zwischendurch war Ostfriesland einige Jahre – von 1807 bis 1812 – französisch, wurde wieder preußisch, dann aber auf dem Wiener Kongress dem Königreich Hannover zugeschlagen. Ostfriesland war zunächst Provinz, ab 1823 Landdrostei Aurich. 1866 verleibte sich Preußen das Königreich und damit Ostfriesland ein. 1946 wurde der preußische Regierungsbezirk Aurich zum Regierungsbezirk im neuen Bundesland Niedersachsen. 1978 wurden die Regierungsbezirke Aurich und Osnabrück und der Verwaltungsbezirk Oldenburg zum Regierungsbezirk Weser-Ems zusammengefasst, der zum 31. Dezember 2004 aufgelöst wurde.
Der Stein am Emsdeich markierte nicht nur eine Grenze zwischen verschiedenen Verwaltungseinheiten. Dort liegt auch eine Konfessionsgrenze – zwischen dem evangelischen Ostfriesland und dem katholischen Emsland. Aber das ist eine andere Geschichte.