Aus meiner Schreibstube (RüN 01)

stifte
Die Bleistifte sind gespitzt. Es kann losgehen. Foto: Monoar Rahman Rony

Vor einigen Tagen bekam ich Post von einem Verlag, einen richtigen Brief. Darin wurde ich eingeladen, eine Kurzgeschichte für eine Anthologie zu schreiben, die im kommenden Jahr erscheinen soll. Da war ich baff. Da hat jemandem meine Kurzgeschichtensammlung »Zeit für die Schicht« ziemlich gut gefallen.

Kann man da Nein sagen? Nein, kann man nicht. In meinem Kopf fing es an zu rattern, eine vage Idee, die ich schon länger hatte, ohne sie entwickelt zu haben, schob sich in den Vordergrund und rief: Nimm mich, ich bin genau die Richtige!

Da habe ich wieder nicht Nein gesagt und der Idee ein paar Tage Zeit gelassen, in meinem Kopf herumzuspuken, neue Verbindungen einzugehen, sich umzusehen, an Gestalt zuzulegen. Und siehe da, sie hatte Potenzial. Meine ich.

Inzwischen habe ich die Geschichte grob skizziert, den Handlungsfaden ausgelegt und einige Pflöcke eingeschlagen. Es geht um Politik und Aliens, und es kommen unter anderem ein Bundeskanzler und ein gebürtiger Tscheche vor (ich hatte noch einen passenden Namen übrig). Ich kenne die wichtigsten Handlungsorte und die Handlungszeit (der Flughafen Berlin-Brandenburg wird fertig sein), weiß ungefähr, wie die Aliens aussehen sollen, und habe einen Arbeitstitel, den ich noch nicht verrate (die Abkürzung lautet RüN).

Die Erfahrung zeigt aber, dass am Ende immer etwas anderes herauskommt als anfangs gedacht.

Ich werde  über das Vorhaben in diesem Blog eine Art Logbuch führen und immer wieder einmal Neuigkeiten rund um die Geschichte mitteilen. Das dient unter anderem dazu, mich unter Druck zu setzen. Ohne das geht es nicht. Das ist viel wichtiger als genügend Kaffee und eine störungsfreie Schreibumgebung.

Alle bisher veröffentlichten Beiträge aus meiner Schreibstube zu RüN sind hier gesammelt.

Das Kind braucht einen Namen: Teil 2

nachnamenAls Verfasser literarischer Texte kommt man schnell an den Punkt, an dem man seinen Figuren Namen geben muss. Das ist fast wie bei der Geburt eines Kindes. Den Namen wird die Figur ebenso wie das Kind ein Leben lang mit sich tragen, also übernimmt man als Autor jede Menge Verantwortung. Manche werden dieser Verantwortung gerecht, andere scheitern.

Wie im richtigen Leben gibt es bei der Namensgebung für eine literarische Figur keine verbindlichen oder einfachen Regeln. Ob jemand sein Kind Charlotte oder Chantal nennt, ist Geschmackssache und muss jeder selbst wissen. Die Entscheidung fällt allerdings im richtigen Leben nicht im luftleeren Raum, sondern ist von vielen Einflüssen abhängig. Es kann keinem Schriftsteller schaden, solche Regeln zu kennen (und sie gegebenenfalls zu ignorieren). Eine falsche Namenswahl kann einer Geschichte Schaden zufügen.

Der Beitrag hat mehrere Teile.

Teil 2: Familiennamen

Familiennamen wurden in Deutschland zu ganz unterschiedlichen Zeiten eingeführt. Ein einheitliches Namensrecht und die standesamtliche Eintragung des Namens gibt es erst seit 1875. Continue reading „Das Kind braucht einen Namen: Teil 2“

Das Kind braucht einen Namen: Teil 1

namenwolke

Als Verfasser literarischer Texte kommt man schnell an den Punkt, an dem man seinen Figuren Namen geben muss. Das ist fast wie bei der Geburt eines Kindes. Den Namen wird die Figur ebenso wie das Kind ein Leben lang mit sich tragen, also übernimmt man als Autor jede Menge Verantwortung. Manche werden dieser Verantwortung gerecht, andere scheitern.

Wie im richtigen Leben gibt es bei der Namensgebung für eine literarische Figur keine verbindlichen oder einfachen Regeln. Ob jemand sein Kind Charlotte oder Chantal nennt, ist Geschmackssache und muss jeder selbst wissen. Die Entscheidung fällt allerdings im richtigen Leben nicht im luftleeren Raum, sondern ist von vielen Einflüssen abhängig. Es kann keinem Schriftsteller schaden, solche Regeln zu kennen (und sie gegebenenfalls zu ignorieren). Eine falsche Namenswahl kann einer Geschichte Schaden zufügen.

Der Beitrag hat mehrere Teile.

Teil I: Was ist ein Name?

Ein Name ist ein Wort, mit dem eine Person identifiziert und individuell bezeichnet wird. Ohne Namen könnte man einen Menschen nicht persönlich ansprechen, sondern müsste »He, du« oder etwas ähnliches sagen, und in der Kommunikation mit anderen würde man zu umständlichen Beschreibungen greifen. »Peter« ist kürzer und prägnanter als »der Typ, der in dem gelben Haus am Ende der Straße wohnt«. Continue reading „Das Kind braucht einen Namen: Teil 1“