Ein verlockendes Angebot aus Riga

Post von Tamara Daicu. Sie ist angeblich Lektorin beim Verlag Goldene Rakete. Aber ich weiß nicht, was sie will.

Ausschnitt aus der Homepage des »Verlags für Belletristik Goldene Rakete« (leicht verfremdet).

Vor ein paar Tagen habe ich eine Mail von Tamara Daicu bekommen. Sie stellte sich als Mitarbeiterin im Lektorat des Verlags Goldene Rakete vor und fragte: »Vielleicht haben Sie bislang unveröffentlichte Manuskripte wie Abenteuergeschichten, Krimis, Gedichte, die für eine Publikation als Buch geeignet sind?« Endlich mal jemand, der meine wahren Bedürfnisse erkennt!?

Tamara Daico lockte mit folgendem Versprechen: »Die Publikation im Goldene Rakete Verlag kostet Sie als Autor nichts. Sämtliche Kosten für die Erstellung des Buches tragen wir als Verlag.« Sie bot mir an: »Wenn Sie sich eine Zusammenarbeit mit uns grundsätzlich vorstellen können, freue ich mich über Ihre Rückmeldung.«

Ich werfe einen Blick auf die Website www.goldenerakete.de, wo mir gleich eine stilisierte Rakete und ein Ufo ins Auge springen. Da wird einem unter dem Stichwort »Was wir publizieren« jede Menge Honig ums Maul geschmiert: »Wir geben auch unbekannten Autoren die Chance, ihre Texte professionell zu publizieren. Denn wir glauben fest daran, dass es gerade bei neuen Autoren ein ganzes Universum voll wunderbarer Geschichten zu entdecken gibt!«

Soll ich mir diese Chance entgehen lassen, obwohl ich gerade kein passendes Manuskript zur Hand habe? Mit einem Klick bin ich bei »Autor werden« gelandet. Auch hier das Versprechen: »Die Veröffentlichung ist zu 100 % kostenlos.«

Ich lese bei »Unser Angebot« weiter. Dort erfahre ich, dass die Bücher im Print-to-Order, einer »Weiterentwicklung des Print-on-demand Verfahrens«, gedruckt werden, als nur auf Bestellung. Heißt für den Verlag: kein Risiko. Er muss nur etwas Geld für Platz in einer Datenbank ausgeben. Unter dem Stichwort »Vermarktung« erfahre ich, dass die führenden Buchgroßhändler beliefert bzw. ihnen Bücher angeboten werden. Den Autoren wird für den Eigenbedarf ein »Autorenrabatt« unbekannter Höhe versprochen und sie erhalten »ein elektronisches Belegexemplar«. Einen Link mit dem Stichwort »Honorar« finde ich nicht.

Ach ja, auf der ganzen Website der Goldenen Rakete ist kein einziges Buch abgebildet, kein Titel genannt und kein Autorenname zu finden. Kennt jemand sonst einen Verlag, der darauf verzichtet, mit seinen Büchern zu werben?

Etwas versteckt gibt es einen Link zu einem Online-Bookstore: »Bei www.morebooks.de findet ihr alle Titel der goldenen Rakete und noch viel mehr!« Was man findet sind eine ganze Reihe Bücher mit auffallend ähnlichen Covern, viele davon mit kyrillischen Buchstaben und zu unglaublich Preisen: Der knapp 600 Seiten dicke Science-Fiction-Wälzer Рождение народа Книга 1 Прелюдия: империя (laut Google-Übersetzung auf Deutsch: Die Geburt eines Volkes Buch 1 Vorspiel: Reich) aus dem Verlag YAM Young Authors’ Masterpieces Publishing kostet unglaubliche 80 Euro.

YAM gehört wie die Goldene Rakete zur International Book Market Service Ltd., einem Unternehmen in Riga, was man leicht daran erkennt, dass auf beiden Websites die gleich gestaltete »e-brochure author info« nur mit unterschiedlichen Texten als PDF zum Download angeboten wird.

Ich glaube, ich werde Tamara Daicu wohl nicht antworten.

Perry Rhodan wird 3000

In wenigen Tagen gehe ich auf meinen persönlichen »3000 Wochen
PERRY RHODAN «-Trip und nehme an der Jubiläumsveranstaltung des Verlags in München teil. Einen ganzen Tag dreht sich im Literaturhaus am Salvatorplatz alles um die längste Science-Fiction-Serie der Welt.

München ist die Geburtsstätte der Serie. Heft 1 erschien 1961 im Münchner Moewig-Verlag. Heute erscheint die Serie im Verlag Pabel-Moewig in Rastatt.

Meine Erwartungen sind gespalten. Ich werde bei dem längst ausverkauften Event am 9. Februar viele Bekannte und andere interessante Menschen treffen, es wird angeregte Gespräche und unerwartete Begegnungen geben. Seitdem ich vor vier Jahren das erste Mal einen Schritt ins Perryfandom gewagt habe, bin ich längst selbst zu einem Teil davon geworden.

Was das offizielle Programm angeht, bin ich eher skeptisch. Mir ist es für eine Jubiläumsveranstaltung nicht spektakulär genug, es fehlt das besondere Element, der Knalleffekt. Die einzelnen Programmpunkte unterscheiden sich nicht wesentlich von denen anderen Rhodan-Panels auf anderen Cons. Ich habe schon alle Beteiligten in ähnlichen Situationen erlebt, sodass ich schon eine gewisse Vorstellung davon habe, wie zum Beispiel der Punkt »Ein Ausblick auf den neuen Zyklus« oder »PERRY RHODAN NEO goes 200« abläuft.

Die einzigen etwas ungewöhnlichen Punkte – »Alan Bean – Der vierte Mensch auf dem Mond« und »Karl-Herbert Scheer über die Anfänge der Serie« – dauern laut Programmplan nur jeweils fünf Minuten. Es wird sich also um kurze Videoeinspielungen handeln.

Aber lassen wir uns überraschen, man kann sich ja irren.

Auf zum Stammtisch 

Am Vorabend werde ich zum ersten Mal einen Perry-Rhodan-Stammtisch besuchen. Der Münchner Stammtisch »Ernst Ellert«, der nach einer in München lebenden Serienfigur benannt ist und vom Verlag als Helfer für »das Jubiläum« eingespannt wurde, hat sein monatliches Treffen extra verlegt, damit Gäste der Veranstaltung daran teilnehmen können. Das werde ich mir nicht entgehen lassen.

Auf ein touristisches Begleitprogramm muss ich verzichten. Allenfalls reicht’s am Freitagnachmittag dafür, wenn der Flieger pünktlich ist und die S-Bahn nicht streikt. Sonntagmittag geht’s dann wieder zurück.

Neues Buch von Uwe Hermann

Das teile ich doch gerne mit: Uwe Hermann bringt einen neuen Kurzgeschichtenband heraus. Der »Der Raum zwischen den Worten« erscheint Ende Januar 2019 als Taschen- und Ebook. Uwe hat mit seinen witzigen Storys mit zum Erfolg meiner Veranstaltung »Hinterm Mond« im vergangenen Oktober in Leer beigetragen; eine davon ist in dieser »Anthologie« vertreten..

Uwe Hermann schreibt selbst dazu:
Das 304 Seiten starke Buch enthält dreizehn Erzählungen, davon fünf Erstveröffentlichungen, quer durch alle Genres. Ihr lernt seltsame Roboter, besorgte Küchengeräte, durchgeknallte Aliens, liebestolle Drachen und aufrecht gehende, zwei Meter große Mäuse kennen.
Inklusive meiner mit dem Kurd-Laßwitz-Preis und dem Deutschen Science-Fiction-Preis ausgezeichneten Erzählungen »Das Internet der Dinge« und »Der Raum zwischen den Worten«.
Mit einem Vorwort von Ronald M. Hahn und Illustrationen von Chris Schlicht. Das Cover schuf Mark Freier.

Das Werk ist bei Kindle Direct Publishing erschienen.
Taschenbuch 12,90 €, ISBN: 9781790245390.
eBook 5,99 €, ASIN: B07MYFHPQZ