Das war mein Lesejahr 2019

Hinter mir liegen 20 Romane, zehn Anthologien und zehn Sachbücher.

Cover von acht Büchern, die im Text erwähnt werden.

Im vergangenen Jahr habe ich erstaunlicherweise mehr Bücher gelesen als gedacht. Gefühlt hatte ich nämlich viel zu selten Gelegenheit, mich mit einem Buch hinzusetzen. Aber am Ende waren es dann doch 20 Romane, zehn Anthologien und zehn Sachbücher sowie 71 Heftromane (und noch eine ganze Menge nicht dokumentierter Kleinkram in Zeitschriften und online). Das heißt: alle neun Tage ein Buch, alle fünf Tage ein Heftroman.

Bei den Romanen und Anthologie dominierte erwartungsgemäß das phantastische Genre, sprich in erster Linie die Science-Fiction. Den meisten Eindruck haben zwei Romane und eine Anthologie hinterlassen: »Die Optimierer« von Theresa Hannig und »Autonom« von Annalee Newitz (in deutscher Übersetzung) sowie »New Suns. Original speculative fiction by people of color«, herausgegeben von Nisi Shawl. Die Enttäuschung des Jahres – und das einzige Buch, das ich nicht zu Ende gelesen habe – war »NSA« von Andreas Eschbach. Was für ein lebloses Buch! Ganz in Ordnung fand ich dagegen seine Perry-Rhodan-Biografie »Das größte Abenteuer«. Etwas mehr hatte ich mir von Michael Marraks »Der Garten des Uroboros« versprochen, mit dem Vorjahresknaller »Der Kanon mechanischer Seelen« konnte der Roman nicht mithalten, aber das hätte ich wissen können.

Bei den deutschsprachigen Anthologien stehen neben den aktuellen Ausgaben von »Nova« und »Exodus« zwei »Meilensteine« ganz oben auf meiner Favoritenliste: die zweite bundesdeutsche SF-Anthologie »Science Fiction aus Deutschland« von 1974 und die erste DDR-Anthologie »Der Mann vom Anti« von 1975. Sie stammen aus derselben Zeit, sind aber sehr unterschiedlich ausgerichtet: der Westen ausdrücklich gesellschaftskritisch, der Osten eher erzählerisch-literarisch.

An Heftromanen habe ich 51-mal »Perry Rhodan« und 20-mal »Maddrax« konsumiert. Die Qualität war erwartungsgemäß schwankend, es gab gute, mittelmäßige und schlechte Romane. Beide Serien feierten im vergangenen Jahr Jubiläum: PR mit Heft 3000 (»Mythos Erde« von Christian Montillon/Wim Vandemaan), MX mit Nummer 500 (»Zeitbeben« von Sascha Vennemann). Nur gesammelt und auf den Stapel ungelesener Bücher gelegt habe ich die PR-Miniserie SOL.

Bei den Sachbüchern war’s thematisch abwechslungsreicher: Science-Fiction, Raumfahrt, Biologie, Welt- und Regionalgeschichte. Den meisten Spaß und Erkenntnisgewinn hat mir das Buch über »Die Himmelsscheibe von Nebra« von Harald Meller und Kai Michel gebracht: faszinierend zu lesen, wie eine Vielzahl von Indizien zu einem Bild von einem beeindruckenden bronzezeitlichen Reich in Mitteldeutschland zusammengefügt wird. Deutlich weniger überzeugend war »Die Erfindung der Zukunft in der Literatur« von Hans Esselborn über die Geschichte der deutschen Science-Fiction von ihren Anfängen bis heute. Seine Auseinandersetzung etwa mit dem Werk von Dietmar Dath, den viele für den deutschen SF-Schriftsteller der Gegenwart halten, war in weiten Teilen ähnlich schwere Kost wie Daths Werk selbst. Nur angefangen habe ich eine neue Ausgabe von »Der Ursprung der Arten« von Charles Darwin; es ist ein beeindruckendes Buch.

Warten auf »Rosewater«

Vieles ist liegengeblieben. Das neue Jahr habe ich mit einem Stapel ungelesener Bücher (SUB) angefangen, der aus 29 Romanen, acht Anthologien und 15 Sachbüchern sowie einem Dutzend Heftromanen besteht. Und Nachschub hat sich auch schon angekündigt. Mit besonderer Spannung wartet ich auf ein Werk, das ich schon mit Begeisterung im Original gelesen habe: »Rosewater« von Tade Thompson in deutscher Übersetzung. Das Buch hatte der Golkonda-Verlag für November vergangenen Jahres angekündigt, bei Amazon & Co. ist es jetzt für den 17. Januar avisiert. Der Golkonda-Verlag ist ja durch die finanziellen Probleme seines Mutterhauses ins Trudeln geraten, hat die Verlagsleiterin vor die Tür gesetzt und schon das ambitionierte »Science Fiction«-Jahrbuch aus dem Programm geworfen. In ein paar Tagen wissen wir mehr.

Ich habe natürlich inzwischen damit begonnen, meinen SUB abzuarbeiten. »Derolia« von Axel Kruse habe ich beendet. Mal sehen, was ich mir gleich aus dem Regal nehme, um den Rest des Abends lesend zu verbringen.

500 Mal Maddrax – eine Würdigung

Die Science-Fiction-und-was-auch-immer-sonst-so-einfällt-Serie feiert Jubiläum. Der Roman »Zeitbeben« eignet sich gut für Einsteiger.

Das umlaufende Umschlagbild des Jubiläumsromans.

Seit 1961 steht jede deutsche SF-Heftromanserie im Schatten von PERRY RHODAN. Die meisten sind dort schnell verkümmert. Eine Ausnahme ist MADDRAX aus dem Bastei-Verlag. Von der Serie ist jetzt Band 500 »Zeitbeben«, geschrieben von Sascha Vennemann, erschienen. Sie steht damit nach PERRY RHODAN (mehr als 3000 Hefte) und dessen Spin-off ATLAN (850) unangefochten auf Platz 3 der Bestenliste.

Band 500 war für mich der Grund, MADDRAX eine Chance zu geben und in die Serie einzusteigen, zumindest einen Zyklus lang. Bisher hatte ich nur genau drei Einzelhefte gelesen, zuletzt den vorigen Jubiläumsband 400 »Transfer« (mein Post dazu).

In MADDRAX geht es um »Die dunkle Zukunft der Erde«. Kampfjetpilot Matthew Drax, genannt Maddrax, wird 500 Jahre in die Zukunft geschleudert, als während eines Fluges ein Komet auf der Erde einschlägt. Er findet sich in einer zerstörten, postapokalyptischen Welt wieder, in der nichts mehr so ist, wie Matthew es kennt. Er trifft auf die telepathisch begabte Aruula, mit der er zahlreiche Abenteuer erlebt – zunächst auf der Erde und die letzten Hundert Bände in fernen Sternensystemen.

Erfolg durch Genremix

Das Erfolgsrezept von MADDRAX ist sicherlich der Genremix. Die Serie ist keine reine SF, also keine direkte Konkurrenz zu PERRY RHODAN, sondern bringt jede Menge Horror-, Mystery- und Fantasy-Elemente. Dafür hat ihr PERRY RHODAN-Chefredakteur Klaus N. Frick kürzlich den spöttisch-anerkennenden Ehrentitel »Die Science-Fiction-und-was-auch-immer-sonst-so-einfällt-Serie« verpasst. Das lockt andere Leser als die SF-Puristen. Die Rastätter gucken wohlwollend auf den kleinen Vetter aus Köln. Verbindungen gibt es ohnehin: Eine ganze Reihe aktueller PERRY RHODAN-Autoren hat bereits für MADDRAX geschrieben, und die Verlage arbeiten auch zusammen (demnächst erscheint ein MADDRAX-Roman von Michael Marcus Turner und bei Bastei-Lübbe die »Dunkelwelt«-Trilogie aus der PERRY RHODAN-Redaktion).

In Band 500 kehren Maddrax und Aruula nach längerer Abwesenheit auf die Erde zurück. Klar, dass sie sich gleich wieder in ein Abenteuer stürzen müssen. Auf der Erde, die Matt mit Hilfe der Pancinowa, den Wurmloch-Architekten, gerade vor dem Untergang gerettet hat – der Mond drohte auf die Erde zu stürzen –, ist eine Stadt aus einem Steampunk-Paralleluniversum aufgetaucht. Die Enklave ist von einer undurchdringlichen Mauer aus lebenden Pflanzen umgeben. Matt und seine Freunde machen sich natürlich gleich daran, das Rätsel zu lösen und treffen dabei auf einheimische Luftschiffpiloten.

Mir hat das »Zeitbeben« gut gefallen, es ist ein unterhaltsamer und durchaus spannender Abenteuerroman. Man darf keine literarischen Höhenflüge erwarten. Dazu sind schon die Figuren zu konturlos, ja, geradezu klischeehaft. Ich würde nicht einmal spoilern, wenn ich das jetzt näher ausführte, so vorhersehbar verhalten sich einige Charaktere.

Wie auch immer, der Roman eignet sich gut für den Einstieg in die Serie. Auch wenn man nicht alles auf Anhieb versteht und einem viele Details ein Rätsel bleiben – man findet als Leser problemlos in die Handlung und freut sich auf die Fortsetzung. Die Welt, so wie sie im »Zeitbeben« geschildert wird, bietet eine Menge Potenzial für spannende Geschichte. Mal sehen, wie es so wird.

Zu viele Points of View

Mein einziger Kritikpunkt betrifft etwas Handwerkliches. Für meinen Geschmack gibt es zu viele Points of View, zu viele Erzählperspektiven. Jede der sechs Haupt- und Nebenfiguren ist mal an der Reihe. Am Ende taucht auch noch kurz ein ganz alter Bekannter Maddrax’ in den Tiefen des Weltraums auf, wohl um den altgedienten Lesern zu signalisieren, dass der demnächst wieder eine Rolle spielen wird. Ich als Neuleser musste erst im Maddraxikon nachsehen, wer das ist.

Der Jubiläumsband hat ein umlaufendes Titelbild von Néstor Taylor, das auf den inneren Umschlagseiten noch einmal ohne Beschriftung als Miniposter abgebildet ist (über den Sinn habe ich mich vor Hundert Heften schon gewundert, denn wer das Poster aufhängen will, muss den Umschlag abtrennen. Will der Verlag damit den Verkauf eines Zweitheftes ankurbeln?). Als Extras gibt es außer einer Doppel-Leserseite (die tatsächlich ein Editorial ist) einen Cartoon und ein Preisrätsel sowie den ersten Teil der umfangreichen Zusammenfassung der Hefte 1 bis 499. Teil 2 erscheint in Heft 501. Die komplette Zusammenfassung kann man sich als PDF auf der Verlagsseite herunterladen. Verglichen mit dem kürzlich erschienenen Jubiläumsband 3000 der PERRY RHODAN-Serie kommt MADDRAX 500 bescheidener daher, kostet aber auch 30 Cent weniger.

Glückwunsch, Madeleine Puljic

Madeleine Puljic beim Perry-Rhodan-Programmpunkt auf dem BuCon 2016 in Dreieich. Neben ihr: PR-Autor Kai Hirdt.

Herzlichen Glückwunsch, Madeleine Puljic. Die Autorin aus Österreich, die inzwischen in Hamburg lebt, ist auf der Frankfurter Buchmesse mit dem Deutschen Selfpublishing-Preis 2017 für »Noras Welt« als das beste selbst veröffentlichte Buch ausgezeichnet worden. Der Preis wurde erstmals vom Marketing- und Verlagsservice des Buchhandels GmbH und dem Selfpublisher-Verband verliehen. Der Preis ist mit 10000 Euro dotiert, außerdem erhalten alle, die es auf die Shortlist schaffen, eine umfangreiche Marketing-Unterstützung.

Den Deutschen Selfpublishing-Preis darf man nicht mit dem Kindle Storyteller Award verwechseln, der ebenfalls mit 10.000 Euro dotiert ist und auch während der Buchmesse verliehen wird. Er wird seit 2015 vergeben, aber nur für Bücher, die exklusiv bei Amazon erschienen sind. Den hat in diesem Jahr Mira Valentin mit »Der Mitreiser und die Überfliegerin« gewonnen.

In »Noras Welten« wird von einer jungen Frau erzählt, die das, was sie liest, am eigenen Leib erlebt. Um davon befreit zu werden, wendet sie sch an einen Hypnosetherapeuten. Aber statt Rettung zu erhalten gerät sie mit Ben immer tiefer in den Bann ihrer Bücherwelten.

Das färbt ab

So weit die Kurzfassung. »Noras Welten« ist ein Fantasyroman, und das ist nicht meine Welt. Aber natürlich freut es einen Science-Fiction-Leser wie mich, wenn ein Werk des phantastischen Genres einen solchen Preis erhält. Ein Teil des Medienechos, das durch die Preisverleihung auf der Buchmesse erzeugt wird, lenkt die Aufmerksamkeit auch ein wenig auf den Rest der Szene. Zumal Madeleine Puljic nach dem Buchmesse-Auftritt am Sonnabend auf dem Buchmesse-Con in Dreieich einen Programmpunkt gestaltet. Der BuCon ist der Treffpunkt der phantastischen Literaturszene, und da wird sie sicher mit großen Hallo empfangen (aus den hier genannten Gründen kann ich nicht nach Dreieich kommen).

Ich bin zwar Madeleine schon zweimal kurz begegnet (und bin sogar im Besitz eines Autogramms von ihr), aber bis auf ein paar Absätze habe ich noch nichts von ihr gelesen. Fantasy ist nicht mein Ding, und an den beiden SF-Serien, an denen sie mitschreibt – Perry Rhodan NEO und Maddrax – habe ich im Moment kein Interesse. Vielleicht verfasst sie ja mal einen Roman für die Perry-Rhodan-Erstauflage, sie hat ja schon einen Fuß in der Tür. Sie will sich jetzt, mit einem dicken Scheck in der Tasche, ja ganz der Schriftstellerei widmen, schreibt sie in ihrem Blog.