Nichts los am Mittelpunkt

So sieht es am Mittelpunkt Ostfrieslands aus.

Seit einiger Zeit wirbt die Gemeinde Ihlow mit einem neuen Logo und dem Slogan »Mitttelpunkt Ostfrieslands« um Urlauber. Weil es ein Alleinstellungsmerkmal ist; so was braucht man heutzutage. Ich habe hier schon einmal darauf hingewiesen, dass im Ortsteil Westerende-Holzloog diese besondere Stelle durch einen Findling mit Bronzetafel markiert wurde.

ihlowWer sich einmal in der Mitte Ostfrieslands umgesehen hat weiß, dass es dort nicht viel wirklich Sehenswertes gibt. Es sieht aus wie an vielen anderen Stellen: Grünland und Felder soweit das Auge reicht, ein paar Bäume und Hecken, ab und zu ein Haus. Die typische mittelostfriesische Grünlandsteppe eben.

Wie so oft in Ostfriesland liegen die Besonderheiten im Verborgenen und vielfach in der Vergangenheit.

Bei Holzloog spricht der Name. Kundige erkennen am Bestandteil »Holz« die Verbindung zu einem Gehölz oder zu Wald. Von Wald ist nicht mehr viel zu sehen, aber das war früher anders. »Loog« ist das plattdeutsche Wort für Dorf. Zusammen mit dem Dorf Kirchloog und einigen anderen kleinen Siedlungen gehört(e) Holzloog zum Kirchspiel Westerende.

Vor dem Bau des Treckfahrtstiefs zwischen Aurich und Emden, dem Vorläufer des Ems-Jade-Kanals, Ende des 18. Jahrhunderts hatte Holzloog wohl einen kleinen Hafen. Denn von dort an war die Westerender Ehe, die früher in die Ems mündete, schiffbar und konnte als Transportweg diesen.

Der alte Slogan der Gemeinde stammte aus einer Zeit, als man Alliterationen für cool hielt und lautete »Wald, Wasser, Weite«. Das ist anschaulich und sagt mehr über Ihlow aus als »Mittelpunkt Ostfrieslands«.

Leerstelle im Gedächtnis der Stadt

Die Leerstelle am alten Haupteingang der Ostfriesischen Volksbank in Leer.

Wer in der ostfriesischen Stadt Leer von der Brunnenstraße kommend die Mühlenstraße entlanggeht, passiert den Altbau der Ostfriesichen Volksbank (OVB), ein imposantes Gebäude, das 1924 fertiggestellt wurde. Am ehemaligen Haupteingang, direkt unter dem Firmenschild, fällt ein fast gleichgroßer heller, quadratischer Fleck auf. Dübellöcher zeigen, dass dort einmal etwas angeschraubt war.

Bis vor einigen Jahren erinnerte an dieser Stelle eine Bronzetafel an einen Ereignis am Ende des Zweiten Weltkriegs in Leer. Sie trug diese Inschrift:

»Am 29. April 1945 um 4.00 Uhr wurde dieser Eingang von canadischen Truppen – den Water-Rats – im Rahmen der Kampfhandlungen um Leer gesprengt.«

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Der Himmel hängt voller Flugzeuge

himmel
Spuren des Luftverkehrs über unserer Straße.

Verdammt viel los über Ostfriesland. Der trockene Ostwind befreit den Himmel von den Wolken. Wenn dann die Sonne tief steht und nicht mehr alles überstrahlt, leuchten die Spuren der Flugzeuge auf. Die Luf ist so klar, dass man das Weiß im Auge der Piloten sehen kann. An einem solchen Abend wird aufgedeckt, wie viele Flugzeuge über uns unterwegs sind.

Gestern habe ich gegen 19.15 Uhr von unserer Straße aus zehn Flieger gezählt, die in der Abendsonne glänzten und einen weißen Strahl hinter sich herzogen. Dazu kamen die schon ausgefransten Kondensstreifen zahlreicher anderer Flugzeuge, die vor Kurzem vorbeigezogen sein müssen. In der trockenen, kalten Luft dort oben lösen sich die Wasserdampfschleier schnell auf.

Der Großteil der Flugzeuge, die man bei uns beobachten kann, verkehren in nordöstliche beziehungsweise südöstliche Richtung. Ostfriesland liegt direkt unter einigen Flugrouten. Gerade eben, sagt mir der Flugradar, hat ein Airbus A 320 auf dem Weg von Kopenhagen nach Amsterdam die ostfriesische Halbinsel überquert. Der Flug SAS 1550 nähert sich in Gegenrichtung in diesen Sekunden mit fast zwei Stunden Verspätung der Ems, und wenig später kann ich den Kondensstreifen vom Fenster sehen. Jetzt weiß ich, dass mir vor dem Bildschirm nicht nur eine Simulation vorgespielt wird.

Eine verkehsarme Gegend

Für den Flug WZZMT von Riga nach London ist es inzwischen schon zu dunkel. Im Süden passiert jetzt ein Airbus A 319-111 von Liverpool nach Berlin die Grenze zum Emsland. Vom Dollart nähert sich wieder etwas, eine Embraer ERJ-145EU auf dem Weg von Bristol nach Hamburg. Und so weiter, und so weiter. Dabei ist das hier, wenn ich mir auf dem Flugradar die Übersicht für Deutschland ansehe, eine sehr verkehrsarme Gegend.

Einige Stunden später, mitten in der Nacht, sind nur die Sterne zu sehen. Vor ein paar Minuten muss noch ein Aeroflot-Airbus in Richtung Moskau vorbeigezogen sind.