Unterwegs mit Phileas Fogg und dem Kurier des Zaren

Jules Verne war nicht in erster Linie der Mitbegründer des Science-Fiction-Genres, sondern ein Abenteuer- und Reiseschriftsteller. Von den Schauplätzen seiner Romane handelt der Bildband »Die aussergewöhnlichen Welten des Jules Verne«.
Jean-Yves Paumier: Die aussergewöhnlichen Welten des Jules Verne.
Hardcover mit Schutzumschlag, 216 Seiten. 40 Euro. ISBN 978-3-8062-4131-0
wbg Theiss, Darmstadt

Der französische Schriftsteller Jules Verne (1828-1905) ist, zumindest in Deutschland, vor allem für seine phantastischen Romane, allen voran 20.000 Meilen unter dem Meer und Von der Erde zum Mond, bekannt und gilt als einer der Begründer des Science-Fiction-Genres. Dabei war er vor allem ein Reise- und Abenteuerschriftsteller, dessen Romane auf der guten alten Erde und in seiner Zeit spielten. Bestes und bekanntestes Beispiel: In 80 Tagen um die Welt.

Diese Werke erschienen in einer eigenen Reihe, den »Voyages extraordinaire« im Pariser Verlag Hetzel. Vernes Helden – Weltreisender Phileas Fogg, Kapitän Nemo, der Kurier des Zaren Michel Strogoff, Doktor Antekirtt alias Graf Mathias Sandorf und wie sie alle heißen – bereisten alle Kontinente und sorgten damit für Geografie- und Volkskundeunterricht auf unterhaltsame Weise. Wie der deutsche Karl May hat Verne die Länder nicht selbst besucht, sondern bezog seine Kenntnisse aus zweiter Hand, aus Büchern, Zeitschriften und Augenzeugenberichten.

Diesen Reisen und ihren Orten widmet sich der Bildband »Die aussergewöhnlichen Welten des Jules Verne«. Sein Landsmann Jean-Yves Paumier nimmt den Leser mit zu den verschiedenen Schauplätzen und gibt wieder, was Verne darüber geschrieben hat. Bebildert wird das mit Illustrationen aus den Originalveröffentlichungen, historischen Fotos und Landkarten mit Reiserouten. Angesicht von rund 70 Romanen und zahlreichen Kurzgeschichten und Erzählungen versteht es sich von selbst, das die Schilderungen und Romanauszüge nur kurz sein können. Dennoch verfehlen sie ihre Wirkung nicht und zeigen dem Leser eine längst verlorene Welt, die anderes »getickt« hat als die heutige.

Stellung gegen Sklaverei bezogen

Verne ist, im Unterschied etwa zu May, auch auf soziale und politische Probleme in den bereisten Ländern eingegangen, hat zum Beispiel Stellung gegen die Sklaverei bezogen oder seine Protagonisten sich für das Selbstbestimmungsrecht von Völkern und Minderheiten aussprechen lassen. Auch wirtschaftliche Aspekte wurden behandelt, und natürlich hat Verne aktuelle geografische Entdeckungen verarbeitet. Man darf nicht vergessen, dass zu seinen Lebzeiten im Westen immer noch große Teile der Erde weitgehend unbekannt waren.

»Die aussergewöhnlichen Welten des Jules Verne« laden dazu ein, eben diese Welten zu entdecken und mal zu einem weniger bekannten Werk zu greifen. Vielleicht kennt man/frau ja einen der Schauplätze selbst und möchte etwas über seine Vergangenheit erfahren.  

Ostfriesland sortiert

In welcher Stadt in Ostfriesland leben die meisten Menschen? Welche Kommunen sind die größten? Hier gibt es ein paar Antworten.

Ich habe mal Ostfriesland sortiert. Dort leben 467.289 Menschen (Stand 31. Dezember 2019, ich bin einer von ihnen) auf 3.144,26 Quadratkilometern, was einer Dichte von 148,6 Einwohnern pro Quadratkilometer (Ew./km²) entspricht. Damit ist Ostfriesland sowohl im Vergleich zum Land Niedersachsen (168 Ew./km²) als auch im Vergleich zum Bundesgebiet (etwa 230 Ew./km²) dünner besiedelt.

Ostfriesland - vier Kreise, eine kreisfreie Stadt

Ostfriesland besteht aus drei Landkreisen (Aurich, Leer, Wittmund) und einer kreisfreien Stadt (Emden) mit zusammen 63 Städten und Gemeinden. Zehn Kommunen haben Stadtrecht, sechs sind sogenannte Samtgemeinden mit insgesamt 35 teils selbstständigen Mitgliedsgemeinden, alle anderen gelten als Einheitsgemeinden.

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Nicht mehr als ein winziger Punkt

Caspar David Friedrich hat eines seiner Gemälde »Der Abendstern« genannt. Man muss aber genau hinsehen, um die Venus zu entdeckt.

»Der Abendstern« von Caspar David Friedrich

Das Gemälde »Der Abendstern« von Caspar David Friedrich ist nicht so bekannt wie »Kreidefelsen auf Rügen«, »Das Eismeer« oder »Der Wanderer über dem Nebelmeer«. Es hängt im Goethe-Museum in Frankfurt und zeigt eine Abendstimmung mit drei Personen, die auf einem Hügel gehen und im Hintergrund die Silhouetten mehrerer Gebäude und Bäume. Es handelt sich dabei unter anderem um die Frauenkirche in Dresden und den Schlossturm. Das Gemälde entstand Anfang der 1830er Jahre. Die drei Personen auf dem Bild sind Friedrichs Frau Caroline und zwei seiner drei Kinder.

Caspar David Friedrich wurde 1774 in Greifswald geboren. Er gilt als bedeutendster Mal der Romantik in Deutschland. Nach dem Kunststudium in Kopenhagen und Dresden ließ er sich 1798 in Dresden als freischaffender Maler nieder und lebte dort bis zu seinem Tod 1840.

Aber warum heißt das Gemälde »Der Abendstern«? Nun, man muss schon genau hinsehen und wissen, wonach man suchen muss. Denn der Abendstern – das ist die Venus – ist nur ein winziger weißer Punkt gleich oberhalb des breiten Wolkenbandes ungefähr in der Mitte zwischen der zentralen Figur und dem Turm der Kreuzkirche links davon (ich habe das mal mit diesem etwas albernen GIF illustriert).

Ausschnitt mit Pfeil: Die Venus ist nur ein kleiner weißer Punkt, der selbst im Original kaum zu sehen ist.

Dem normalen Betrachter wird der Punkt wahrscheinlich nicht auffallen. Auf den Abbildungen der Reproduktionen, die im Internet verfügbar sind, ist er oft nicht zu erkennen. Die Venus als Abendstern wird hier übrigens als Verkünder des nahenden Todes interpretiert, genauso wie die Pappelgruppen am linken und rechten Bildrand.

Ich war im September im Goethe-Museum und habe dort das Bild eher zufällig entdeckt. Vielleicht hätte ich die Venus gar nicht gesucht, sondern mich nur über den Titel des Gemäldes gewundert, wenn ich nicht im Frühjahr ein Foto vom Abendstern gemacht hätte. Auch auf meiner Aufnahme ist die Venus nicht mehr als ein Pixel am oberen Bildrand. Andere Bildelemente, wie das Abendrot hinter den Baumsilhouetten und die Mondsichel, sind viel auffälliger – obwohl selbst der Mond in unserer Wahrnehmung viel größer erscheint, als er tatsächlich ist.

Venus und zunehmender Mond über Leer, aufgenommen am Abend des 26. März 2020.

Das von mir aufgenommene Foto vom Mond und der Venus am westlichen Abendhimmel von Leer entstand Ende März 2020. In dieser Zeit erreichte die Venus ihre größte östliche Elongation (der von der Erde aus gesehen größte Abstand von der Sonne) und die Dichotomie (die Halbphase, in der genau eine Hälfte des Planeten beleuchtet ist). Der Planet war über mehrere Monate gut am Abendhimmel zu sehen.