Freibier für alle Außerirdischen

In den »Unendlichen Weiten« sind Aliens willkommen (eigene Montage mit Bildern von TheDigitalArtist und Christian Birkholz).

Vor einigen Jahren hatte ich einen Traum, ich sollte lieber sagen, eine Schnapsidee: die Idee von einer Science-Fiction-Musikkneipe. Das grobe Konzept stand schon fest, auch der Name, »Unendliche Weiten«, damit die Leute sagen können: »Ich gehe in die unendlichen Weiten.« Jeder SF-Fan wird die Anspielung verstehen.

Das kam so: In meinem beruflichen Umfeld gab es seinerzeit einige Umbrüche. Es war unsicher, ob und wie es weitergeht. Da macht man sich Gedanken, ob der Arbeitsplatz noch der richtige für einen ist und welche Alternativen es gibt. Als ich einmal eine Jazzkneipe besuchte und dabei die Frage aufkam, wer denn der Schlagzeuger der Chick-Corea-Band Return to Forever war, von der gerade ein Stück lief, bahnte sich die Idee an.

Es werden nur SF-Titel gespielt

Die Jazzkneipe bildete die Blaupause. So wie dort nur Jazzmusik lief, sollte es in der SF-Kneipe nur Musik mit SF- oder Weltraum-Bezug geben. Ich hatte dafür schon immer ein Faible: »The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars« war meine erste selbst gekaufte Langspielplatte. Es gibt genug Titel, die dieses Kriterium erfüllen, da würde es auch Stammgästen so schnell nicht langweilig werden.

Zum Angebot hätte es gehören, dass an einer zentralen, gut einsehbaren Stelle darüber informiert wird, welcher Titel gerade läuft. Mich stört es, wenn ich irgendwo interessante Musik höre, die ich nicht kenne, und nicht oder nur mit Mühe herausfinden kann, um welches Stück und welchen Interpreten es sich handelt. In meiner Kneipe müsste das anders sein.

Klar war auch, dass die Fassade ein SF-Motiv haben würde. Ich kenne einige Künstler, die ich dafür hätte anhauen können. Außerdem sollte damit geworben werden, dass Aliens mit Herkunftsnachweis lebenslang Freigetränke bekommen. Das Risiko, damit ein schlechtes Geschäft zu machen, ist ja gering, und jeder begreift, dass es sich um einen Gag handelt.

Warum daraus nichts geworden ist? Die berufliche Lage hatte sich bald wieder normalisiert, und, um die Wahrheit zu sagen: Ich bin kein ausgesprochener Kneipengänger und kann mir nur schwer vorstellen, Abend für Abend hinter der Theke zu stehen. Es war halt eine Schnapsidee. Prost!

Mein erster Leserbrief als SF-Fan

Ein Blick auf die Leserkontaktseite in Perry Rhodan Band 495.

Ich bin kein Sammler, und habe mich schon immer regelmäßig von den angesammelten Perry-Rhodan-Heften getrennt. Einmal habe ich wegen eines Umzugs einige Hundert Hefte im Keller einer Mietwohnung zurückgelassen und dem nachfolgenden Mieter galaktisches Lesevergnügen beschert (er hat sich bedankt, es war also keine billige Form der Altpapierentsorgung).

Unter diesen Heften dürfte auch die Nummer 495, »Der Botschafter von Sol«, gewesen sein, erschienen am 26. Februar 1971. In diesem Heft ist mein erster Leserbrief an die PR-Redaktion abgedruckt worden. Damals war ich dreizehneinhalb Jahre alt und seit einem Jahr PR-Leser.

Dass ich diesen Brief geschrieben habe, hatte ich längst vergessen und wäre auch nie daran erinnert worden, wenn ich nicht vor einigen Wochen in der Internet Speculative Fiction Database meinen Namen in das Suchfeld eingegeben hätte. Da ich bereits eine Anthologie mit SF-Kurzgeschichten veröffentlicht hatte (»Zeit für die Schicht«, mehr dazu hier), wunderte ich mich nicht darüber, dass es dort tatsächlich einen Eintrag über mich gab. Aufgelistet sind dort erstaunlicherweise aber auch Beitrage von mir auf der Leserkontaktseite der Perry-Rhodan-Serie (es sind zehn; ich weiß nicht, ob die Aufstellung vollständig ist).

Neugierig geworden habe ich mir das Heft über Ebay besorgt. Jetzt liegt es also vor mir, eine Botschaft aus einer längst vergangenen Zeit. Die Hefte hatten noch die rote Titel-Bauchbinde, der Leser wurde gesiezt. Den Brief schrieb ich mit der Hand; wir hatten keine Schreibmaschine zu Hause (und auch kein Telefon, das bekamen wir erst ein paar Jahre später). Damals hatte ich eine lesbare Handschrift, meine Druckbuchstaben waren fast perfekt. Verdorben habe ich sie mir im Beruf, beim Notizenmachen bei Ratssitzungen und anderen Veranstaltungen, die man als Lokaljournalist so besucht. Aber das nur am Rande. Die abgedruckte Adresse zeigt übrigens, dass die Zuschrift lange liegen gelassen wurde oder die Vorlaufzeit Monate betrug. Denn als der Brief abgedruckt wurde, wohnte ich schon seit fünf Monaten ganz woanders.

Es wird Zeit, zum Wesentlichen zu kommen. Was steht denn nun in diesem Brief, was hat der 13-jährige Norbert Fiks im Herbst 1970 geschrieben?

»An Perry Rhodan muß ich leider kritisieren, daß die Titelbilder oft nicht zur Handlung passen und daß eine Leserkontaktseite wirklich zu wenig ist. Ich empfehle dem Verlag, in jedes Heft eine Rißzeichnung und zwei Lexikonseiten zu bringen.«

Ganz schön vorlaut, oder? Heute würde ich das nicht mehr so schreiben. Die Forderung nach weiteren Leserkontaktseite ist seit Langem erfüllt, Risszeichnungen sind mir nicht mehr so wichtig, statt des Lexikons gibt es das Glossar – und was die Titelbilder angeht, hat sich meine Einstellung im Laufe der Jahre deutlich geändert. Damals stammten sie alle noch von Johnny Bruck, der einen wirklich enormen Ausstoß hatte. Da war es unmöglich, jedes Motiv auf die Handlung des Heftes abzustimmen. Viele seiner Bilder für die Serie halte ich für äußerst gelungen. Denn sie erzählen eine Geschichte (was mir bei heutigen Titelbildern fehlt und schon moniert habe). Es ist nicht schlimm, wenn es eine andere Geschichte als die im Roman ist. Für das Titelbild von Heft 495 gilt das ausdrücklich nicht, denn es zeigt nur ein Raumschiff unbekannter Bauart, das auf einem unwirtlichen Planeten steht. Da bin ich eher mit meinem jüngeren Ich einer Meinung.

Platz 5 für »Das letzte Mammut«

Das Mammut auf dieser Illustration aus Meyers Konversationslexikon (4. Auflage) guckt etwas traurig, dabei gibt es dafür keinen Grund. Meine Kurzgeschichte »Das letzte Mammut« aus der Anthologie »Meuterei auf Titan« hat den Deutschen Science-Fiction-Preis 2018 zwar nicht gewonnen (dabei hatte ich mir schon überlegt, was ich mit dem Preisgeld mache), aber einen ehrenwerten fünften Platz gemacht. Neun Storys waren nominiert. Das ist also genau die Mitte.

Da ich nie ernsthaft damit gerechnet hatte, überhaupt mit einer Geschichte nominiert zu werden, ist das schon eine Riesensache und eine Bestätigung dafür, dass meine Art zu schreiben offenbar bei einigen Leuten ankommt. Ich werde also weitermachen. Leider gibt es nur für den Sieger eine Laudatio (logisch!), so dass ich nie erfahren werde, warum die Geschichte nominiert wurde. Man kann ja schlecht fragen.


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